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Mut machen für das tägliche Leben und einfach Zeit zum zuhörenChristine Seggers und Marion Marquardt sind ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst tätig
Sterben, Tod und Trauer sind in der Bundesrepublik Themen, die in der breiten Masse der Gesellschaft auch im beginnenden dritten Jahrtausend weiterhin zu Unrecht verdrängt werden. Doch es gibt immer mehr Menschen, die sich dieser natürlichen Herausforderung stellen und sich in einer ehrenamtlichen Tätigkeit im ambulanten Hospiz engagieren. Christine Seggers und Marion Marquardt sind zwei dieser unermüdlichen Helferinnen auf Rügen.
Ihre Arbeit in der Sozialstation des DRK und die Aktion "Bürger helfen Bürgern" markierten den Startschuß für den Hospizdienst. Der gestaltete sich im Jahre 2000 anfänglich in Form eines zehnwöchigen Lehrganges im Grundvighaus in Sassnitz, wo eine Trauerbegleiterin den damals 21 Interessenten das nötige Rüstzeug vermittelte. Acht blieben über, die restlichen Teilnehmer des Lehrganges sahen sich letztlich den gestellten Anforderungen nicht gewachsen und nahmen Abstand von einer künftigen Tätigkeit im ambulanten Hospizdienst. Vorwürfe gab es dabei nicht, eine menschlich verständliche und vernünftige Einsicht. Die verbliebenen acht treffen sich nun monatlich einmal zur "Supervision". "Das ist eine Gesprächsrunde bei der alle anfallenden Themen, Sorgen, Nöte, aber auch erfreuliche Dinge offen zur Sprache kommen. Das kann sich schon mal über sechs bis acht Stunden hinziehen", weiß Christine Seggers zu berichten. Und hat damit auch gleich den Hauptteil der Arbeit vor Ort charakterisiert. Der liegt in Gesprächen mit Betroffenen und Angehörigen, geistigem Beistand, Mut machen für das tägliche Leben und einfach Zeit zum zuhören. Diese Eckpfeiler der ambulanten Hospiztätigkeit sind primäre Notwendigkeiten, denn unausgesprochene Dinge, wie die menschlich unangenehme Konfrontation mit Sterben, Tod und Trauer, brennen sich ohne verständnisvolle Zuhörer und einfühlsame Gesprächspartner oft tief in's Hirn ein. Das endet oftmals in Depressionen, die dann von der Schulmedizin nur medikamentös behandelt werden. Nicht selten steht am Ende dieses Weges für die Betroffenen der Suizid.
Auch das zu verhindern haben sich solche ehrenamtlichen Helfer wie Christine Seggers und Marion Marquardt zur Aufgabe gemacht. Die Initialzündung für ihr Ehrenamt kam aus Erlebnissen und Erfahrungen im familiären Umfeld. Und, so versichern beide einstimmig, auch sie haben aus dem Umgang mit Betroffenen für sich selbst und ihr familiäres Umfeld positive Akzente und Anregungen mitnehmen können. Und noch eine wichtige Erkenntnis haben Christine Seggers und Marion Marquardt gewonnen. Der Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden ist leichter als von der Allgemeinheit angenommen und gedacht. Dieses Fazit sollte vielleicht als Anregung dienen, um vielleicht über ein eigenes Engagement als ehrenamtlicher Helfer im ambulanten Hospiz nachzudenken.
Bei wem nun das Interesse an einer Ausbildung geweckt ist, der kann sich bei Burkhard Päschke in der DRK-Geschäftsstelle Rügen in der Raddasstr. 18 in Bergen (Tel. 03838/ 80 23 28) melden. Eine Informationsveranstaltung am 27. September um 20 Uhr im Grundvighaus in Sassnitz, zu der alle Interessenten herzlich eingeladen sind, gibt ebenfalls Einblicke in die Arbeit im ehrenamtlichen Hospizdienst.
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