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Rügen-Stralsund e. V.

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Wenn sich aus Chaos Ordnung entwickelt
DRK-Zug probte Zugunglück bei Lietzow


Lietzow. "Fürs erste Mal haben die ganz gut mitgezogen und vor allem dasBeruhigen lief klasse". DRK-Beobachterin Janett Carstensen hat eine erste, eigene, Auswertung getroffen.

Es ist 23.37 Uhr und die letzten eineinhalbStunden verwandelten einen dunklen Platz am Bodden in verschiedenen Etappenzu einem quirlenden und überbordenden, lauten Chaos, aus dem sich dannlangsam wieder Strukturen entwickelten. Eine Notfallübung für 22 Ersthelferdes DRK Rügen war angesetzt. Alle gerade frisch examiniert, aber nicht Einsatzerfahren und sehr jung. Was war geschehen?

21.37 Uhr entgleistezwischen Bergen und Lietzow ein Triebwagen mit Waggons. Mit vielenVerletzten musste gerechnet werden. Gegen 22.20 Uhr wird der Sanitätszug desDRK Bergen angefordert, um in sicherer Entfernung eine Verletztensammelstelle aufzubauen.

Als die Fahrzeuge in stockdunkler Nachtauf sichernde BGS-Beamten Vorort treffen, die über die Lage informieren,bricht das helle Chaos aus: Absitzen, aufbauen, ausladen, Verletzteschreien, Geschockte toben und ein BGS-Rottweiler bellt drohend undirritiert. "Das ist normal, dass bei einem solch großen Ereignis die erstenbeiden Stunden relativ chaotisch verlaufen" kennt sich Notfallmanager LutzPeters von DB netzAG aus. "Zumal", wie Janett Carstensen ergänzt, der Busmit den Görlitzer Verletzten-Darstellern ausgefallen ist und diese nun naheder Sammelstelle plötzlich von allen Seiten zu schreien und toben begannen.

Hier eine Frau mit Kind, dort ein Mann, der nach seiner Frau ruft. "Packt ihr die rote Tasche unter, damit sie nicht in Schock fällt", schallt dasKommando von Annika, die überall zu sein scheint. Ihre Stimme muss auch daslaute Aggregat übertönen. "Waren sie allein unterwegs - war jemand mitihnen?" "Wie heißen sie?". "Mehr Decken und Verbandspäckchen!" Die jungenErsthelfer, gerade in Lietzow aus der schriftlichen Prüfung gekommen, wissennoch nicht, dass zwei völlig ausgeflippte Geschockte auf sie zukommen.

Die findet der BGS und ein Geschockter tobt so, dass es vier kräftige Helfererfordert, ihn zu bändigen und auf eine Trage zu legen. Ein Zwei-Meter-Mann vom BGS sitzt letztlich auf ihm darauf und es schaut nach Bürgerkrieg aus.

Da geht mit Zartheit nix mehr, sagt ein Beamter.Mario Muhs, einer der sechs DRK-Beobachter, sah die Einsatzbereitschafterstaunlich schnell hergestellt und ist vor allem über die Erstversorgungzufrieden. "Nachzubereiten gibt es natürlich jede Menge". Und sicher auchaufzuräumen, was in dunkler Nacht liegenblieb.

ANDREAS KÜSTERMANN 2003

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