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Rügen-Stralsund e. V.

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50 Kiepen für Sonnenanbeter

In den Werkstätten des Roten Kreuzes in Bergen haben Behinderte 50 neue Strandkörbe produziert. Zurzeit werden gebrauchte Kiepen aufgemöbelt.

Schietwetter draußen. Sonnige Aussichten drinnen. Dafür sorgen Reno Pethke und Uwe Steinberg. Der eine entfernt in der Tischlerei gerade die Markise von einem Strandkorb-Oberteil. Der andere hat seinen Handteller mit Schleifpapier bestückt und lässt ihn über Holzteile eines Kiepen-Untergestells hin- und herschwingen. "Sieht gut aus", lobt Hartwig Natzius. Der ist Gruppenleiter in der Tischlerei, einer Abteilung der Rügener Werkstätten des DRK-Kreisverbandes am Tilzower Weg in Bergen. Reno Pethke und Uwe Steinberg gehören zu den Schützlingen, die Hartwig Natius betreut. Dass sich Wetterfrösche untereinander streiten, ob nun der Dornbusch auf Hiddensee oder die Leuchttürme am Kap Arkona im vergangenen Jahr die meisten Sonnenstunden abbekommen haben, ist ihnen schnurz egal. "Seit November haben wir Strandkörbe produziert", erzählt Hartwig Natius. 50 neue Kiepen stehen im Lager - für sonnenanbetende Rüganer und vor allem deren Gäste. "Unsere Kiepen sind die klassischen Ost-Strandkörbe. Seit Gründung der Rügener Werkstätten 1991 gehören sie zum Sortiment," erzählt Werkstattleiter Sören Baumeister. Insgesamt 186 zumeist geistig behinderte Insulaner werden in der DRK-Einrichtung betreut. Was sich Teilhabe am Arbeitsleben nennt, beinhaltet für die Behinderten eine zweijährige Ausbildung. "Sie bekommen keinen mit einer Lehre vergleichbaren Abschluss, aber ein Zertifikat", erläutert Baumeister. Das bescheinigt Reno Pethke und Uwe Steinberg zum Beispiel die Fähigkeit, Arbeiten als Tischler an den modernen Maschinen in der Werkstatt ausführen zu können. Andere arbeiten nach der Ausbildung in der Schneiderei, im Siebdruck oder im Lettershop.

In der Holzverarbeitung werden auch Zäune oder Carports nach Kundenwünschen hergestellt. "Der Renner sind aber die Strandkörbe." Für 100 neue wurden seit November die Einzelteile produziert, 50 Kiepen anschließend komplett montiert. "Erstmals wurden PVC-Teile verwendet. "Reagieren auf den Markt, auf Kundenwünsche nennt dies Sören Baumeister. "Die Teile sind schon farbig, brauchen nicht mehr lackiert werden." Das sei ziemlich aufwändig. "Außerdem sind die Plaste-Verkleidungen witterungsbeständiger", beschreibt der Werkstattleiter die Vorzüge.

Der Absatzmarkt liegt vor der Haustür. Kiepen stehen u. a. in Glowe und in Juliusruh. 16 Stück, die das Hotel "Atrium" in dem Wittower Seebad vor sechs Jahren erstanden hat, sind zurzeit wieder in der Werkstatt. "Sehen nicht mehr schön aus und werden komplett aufgearbeitet", rollt Hartwig Natzius neuen Markisenstoff auf. Uwe Steinberg schleift unermüdlich verwittertes Grün vom Untergestell, während vor dem Fenster Schneeregen fällt. Sonnige Aussichten drinnen. "Für 2006 ist das Auftragsbuch der Tischlerei voll", freut sich Sören Baumeister.
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