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Sommerlicher Chic für ein paar EuroAuf dem Gelände der früheren Kleiderwerke an der Bergener Ringstraße hat das DRK gestern seine neue Kleiderkammer eröffnet.
Bergen Die Preisliste hängt an der Wand: Eine nagelneue Sommerjacke kostet fünf Euro, eine gebrauchte gibt's hier schon für 1,20 Euro. Oder sogar für umsonst. "Die Preise sind Orientierungswerte", sagt Sören Baumeister, der die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) leitet. Wenn die Kleiderkammer-Frauen Rita Loitz und Andrea Bläss wissen, dass der Hilfesuchende in großer finanzieller Not ist, packen sie das eine oder andere Stück auch gratis ein. Seit gestern können sich bedürftige Rüganer wieder zentral in Bergen mit Kleidung versorgen. Nach dem Umbau er Rettungswache an der Raddasstraße hatte der DRK-Kreisverband seine Kleiderkammer für etwa anderthalb Jahre nach Sagard ausgelagert. Gestern wurde die neue Kammer auf dem Hof der früheren Kleiderwerke (jetzt Bürohaus Winter) an der Ringstraße neu eröffnet. Deutlich größer, freundlicher und schöner als das die alten Räume ist das neue Domizil, das Rügens Rotkreuzler angemietet haben. "Auch in der Not hat die Würde ihren Platz", zitierte Sören Baumeister gestern das Motto der kleinen Eröffnungsfeier an der Ringstraße.
Die Notfälle sind gar nicht so selten. Rund 1500 Rüganer nutzen pro Jahr das Angebot, sich Kleidung für umsonst oder gegen eine geringe Gebühr zu besorgen. Vor allem Rentner sind oft auf diese Hilfe angewiesen und bilden mittlerweile eine der größten Gruppen innerhalb der Kleiderkammer-Klientel. "Da sind viele, die nur eine kleine Rente haben", weiß Sören Baumeister. Aber auch Langzeitarbeitslose decken sich beim DRK mit neuer Kleidung ein. Prinzipiell kann das jeder. "Wir fragen bei unseren Kunden nicht, ob sie wirklich bedürftig sind", sagt Sören Baumeister.
Der Kleiderkammer mag das Second-Hand-Image anheften; mit der Realität hat das nur noch selten was zu tun. Hier landet größtenteils Neuware, die die Unternehmen bei Kollektionswechseln oder einem Konkurs abgeben. Den anderen, weitaus geringeren Teil machen Spenden aus, die die Rüganer in der Kammer abgeben oder zu Hause vom DRK abholen lassen. Fast nichts, was in den Regalen liegt, stammt aus einem der 95 Rügener Kleiderspendecontainern des DRK. Die so eingesammelten Sachen werden nach dem Sortieren in der Geschützten Werkstatt meist zentral als Kleiderrücklage für Katastrophenfälle gelagert, sagt Baumeister.
Der freut sich über die Lagerfläche am neuen Standort. Denn meist werden die Kleider der gerade zu Ende gegangenen Saison gespendet. Jetzt gibt es mehr Platz, um zum Beispiel im Frühjahr eintreffenden Winterjacken bis zum nächsten Winter aufzuheben. Geöffnet ist mittwochs bis donnerstags von 8 bis 15 Uhr.
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