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Kreisverband
Rügen-Stralsund e. V.

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Der DRK-Kreisverband Rügen e.V. bei der Aufarbeitung seiner Geschichte

Wer kennt Gretel Heide? / Anfänge des Roten Kreuz auf Rügen reichen mindestens bis zum 3. August 1870 zurück / Rügen im Wandel der Zeiten (Teil 119)

Der DRK-Kreisverband Rügen e.V. ist sicher jedem Rüganer bekannt, aber vielleicht nicht die ganze Vielfalt der Arbeit des Roten Kreuz auf Rügen. DRK-Gegenwart auf Rügen Zu den Aufgaben des Roten Kreuz auf Rügen gehören heute der Katastrophenschutz, die Betreibung von Kleiderkammern für Bedürftige, Blutspendeaktionen, ein "Ambulantes Hospiz", die Breitenausbildung und Veranstaltungsabsicherung, der Suchdienst zur Familienzusammenführung und für Vermisste, die Nachbarschaftshilfe "Bürger helfen Bürger in Not", die Wasserwacht und Hilfsaktionen im Ausland. Der Verein tritt mit Ortsvereinsarbeit, Kreisverbandsreisen und Jugendkreuzarbeit auf Rügen in Erscheinung.

Er ist aktiv in der ambulanten und stationären Pflege, im Rettungsdienst und in der Behindertenhilfe sowie auf dem Gebiet von Familie und Senioren (Kinderbetreuung und Service Wohnen) und der Verein unterhält eine Bildungs- und Erholungsstätte in Thiessow. Beim Blick auf diese Vielfalt in der Gegenwart stellt sich die Frage nach derem Ursprung. Was ist im Wandel der Zeiten beim Roten Kreuz anders geworden und wie entstand diese Organisation auf der Insel Rügen? Der Kreisverband Rügen des DRK ist dabei, diese Geschichte aufzuarbeiten. Von einer Beratung, die diesem Ziel diente, sehen Sie auf dieser Seite zwei Bilder, die einige der Teilnehmer zeigen.

Noch gibt es keine "Geschichte des DRK auf Rügen", aber es ist das Ziel, dahin zu gelangen. Auf diesem Weg gibt es noch Klärungsbedarf. Einige der diesbezüglichen Fragen betreffen die Anfänge des Roten Kreuz auf der Insel Rügen. "Im Sinne von von Henry Dunant" In einem Flyer des DRK-Kreisverbandes Rügen e.V. aus dem Jahr 1999 ist zu lesen: "Im Sinne von Henry Dunant, dem Begründer der Rotkreuzbewegung handelnwir." Damit blickt das Rügener Rote Kreuz auf eine Geschichte zurück, die bis zur Schlacht bei Solferino am 24. Juni 1859 reicht. Diese katastrophale Schlacht zwischen einer österreichischen und einer französisch-sardinischen Armee kostete vor allem angesichts einer nicht vorbereiteten Sanitätshilfe mehr als 50.000 Menschen das Leben. In ergreifender Weise schilderte der Schweizer Bürger Henry Dunant dieses Elend 1862 in seiner Schrift "Eine Erinnerung an Solferino".

Schlussfolgernd stellte er die Frage: "Ist es in einer Epoche, wo man so viel von Fortschritt und Zivilisation spricht, nicht dringend nötig, da nun einmal unglücklicherweise Kriege nicht immer verhindert werden können, darauf zu bestehen, daß man im Sinne wahrer Menschlichkeit und Zivilisation einen Weg sucht, um wenigstens seine Schrecken etwas zu mildern?" Dazu gehörte für Dunant angesichts der Erfahrungen von Solferino vor allem eine entscheidende Verbesserung der Sanitätshilfe für Verwundete und kranke Militärpersonen.

Ganz in diesem Sinne engagierte er sich für eine internationalen Konferenz, die 1863 in Genf stattfand. Sie gilt als Gründungsakt des Roten Kreuz, obwohl es nicht zur formellen Gründung einer entsprechenden Organisation kam. Vielmehr versammelten sich Vertreter von Ländern, Vereinen und Verbänden und verabschiedeten Resolutionen. In ihnen schlug man die Gründung von nationalen Hilfsgesellschaften für Kriegsverwundete vor und die Akzeptanz der Neutralität der Verwundeten. Die ihnen Helfendensollten als Erkennungszeichen eine weiße Armbinde mit rotem Kreuz erhalten.

Damit ehrte man zugleich die Schweiz als Ursprungsland der humanitären Hilfsbestrebungen für die Kriegsverwundeten, denn das rote Kreuz auf weißem Grund gehörte schon damals zu ihrem Wappen. Bereits 1864 unterzeichneten dann die Vertreter von zwölf Staaten in Genf eine Konvention, "die die Linderung des Loses der im Felddienst verwundeten Militärpersonen" betraf. Rotes Kreuz auf weißem Grund Im Artikel 1 der Genfer Konvention von 1864 wurde u.a. festgelegt: "Die leichten und die Haupt-Feldlazarette sollen als neutral anerkannt und demgemäß von den Kriegführenden geschützt und geachtet werden, solange sich Kranke und Verwundete darin befinden." Im Artikel 7 der Konvention heißt es: "Eine deutlich erkennbare und übereinstimmende Fahne soll bei den Feldlazaretten, den Verbandplätzen und Depots aufgesteckt werden. Daneben muß unter allen Umständen die Nationalflagge aufgepflanzt werden. Ebenso soll für das unter dem Schutz der Neutralität stehende Personal eine Armbinde zulässig sein;...

Die Fahne und die Armbinde sollen ein rotes Kreuz auf weißem Grund tragen." Nach Abschluss der Genfer Konvention konstituierte sich das "Genfer Komitee der Fünf", das die Konferenz von 1863 organisiert und die Gründung nationaler Hilf sgesellschaften empfohlen hatte, zum "Internationalen Komitee vom Roten Kreuz" (IKRK). Dieses förderte die Gründung nationaler Rotkreuzgesellschaften, bemühte sich um deren Zusammenwirken und setzte sich in Kriegszeiten als neutrale Instanz für die Opfer des Krieges ein. Im damals zersplitterten Deutschland kam es mit unterschiedlichsten Namen in den einzelnen Ländern zur Gründung von Rotkreuzgesellschaften. Anfangs nahm man Männer und Frauen auf, dann entwickelte sich aber eine Trennung. So wurde der "Preußische Zentralverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger" sehr schnell zum zentralistisch organisierten Männerverein.

Anfang des Roten Kreuz auf Rügen Im Statut des "Preußischen Zentralvereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger" von 1866 wurde festgelegt, dass in den einzelnen Provinzen bzw. Kreisen und Ortschaften "Provinzial, respektive Kreis- und Lokalvereine als Unterabteilung des Gesamtvereins" zu bilden sind. Alle sollten als "Corporation" miteinander verbunden sein. Kam es zur Bildung eines solchen Kreisvereins auf Rügen? Entstanden hier Ortsvereine? Beim DRK-Kreisverband Rügen e.V. ist dazu bislang nichts bekannt. Vielleicht kennt einer von Ihnen eine Chronik des Roten Kreuz auf Rügen, die bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht! In Archiven ließ sich indes eine Spur finden, die mit einer Parallelentwicklung zum "Preußischen Zentralverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger" zusammenhängt und dabei auch nach Rügen führt.

Es handelt sich um die Geschichte des Vaterländischen Frauenvereins, der von Anfang an mit dem genannten Männerverein in Verbindung stand. Im ersten Statut dieses Frauenvereins wurde 1867 festgelegt, dass er in Kriegszeiten vollständig unter die Oberleitung des "Preußischen Zentralvereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger" treten sollte. Ein Zweigverein des "Vaterländischen Frauen-Vereins (Hauptvereins) zu Berlin" wurde am 3. August 1870 auf Rügen gegründet! Das bislang älteste der überlieferten Dokumente zu diesem Verein stammt aus dem Jahr 1910. Sein vollständiger Name lautet darin "Vaterländischer Frauenverein für die Insel Rügen". Im amtlichen Schriftverkehr zu ihm ist sogar die folgende Formulierung zu finden: "Deutsche Rote Kreuz Vaterländischer Frauenverein, Kreisverein Rügen". Im Vereinsregister wurde er 1952 gelöscht.

Ein Männer-DRK-Verein auf Rügen ist dagegen in den bis lang gesichteten Akten nicht existent. War also bis 1952 das Deutsche Rote Kreuz auf Rügen "nur" als Frauenverein aktiv? Oder gibt es "alte Rüganer", die vor 1952 in einem Männer-DRK-Verein Mitglied waren? Als der Vaterländische Frauenverein, Kreisverein Rügen aus dem Vereinsregister gelöscht werden sollte, wandte sich das Amtsgericht an Gretel Heide aus Binz als "Vereinsführerin".

Wer kennt ihre Lebensgeschichte?

Über Antworten auf gestellte Fragen würde ich mich freuen: (01 71) 4 16 27 57.

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