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Hacker: "Wir haben viel erreicht"Seit knapp zehn Jahren leitet Hildegard Hacker die Ortsgruppe des DRK in Sagard. Diese Aufgabe gibt ihr das Gefühl, noch gebraucht zu werden.
Wer sie nicht kennt, hat die Welt verpennt: Hildegard Hacker. Die 68-Jährige ist in Sagard bekannt wie ein bunter Hund. Seit gut zehn Jahren leitet die Rentnerin den Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes in der Gemeinde. Dabei wollte sie im April 1998 von alledem noch gar nichts wissen - selbst als Burkhard Peschke zu ihr nach Hause ins "Haus Kunterbunt" nach Sagard kam, um sie zu überreden, die Ortsgruppe in der Gemeinde zu übernehmen, blieb sie stur. Bis ihre Tochter die vitale Ruheständlerin ermutigte, zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) zu gehen. "Damit ich eine Aufgabe habe, das Gefühl, gebraucht zu werden und nicht nur ein Rentnerdasein führe", erinnert sich Hildegard Hacker.
Dann ging alles ganz schnell, sie legte den Termin für das erste Treffen fest, den 9. September 1998, druckte Handzettel und verteilte diese gemeinsam mit ihrem Mann Wilhelm Hacker in den Briefkästen der Gemeinde.
Und Volltreffer: Schon zum ersten Ortgruppentreffen erschienen 25 Sagarder. "Damit hatte ich nicht gerechnet." An ihre Antrittsrede erinnert sie sich deshalb noch ganz genau. Sie zitiert den Bundespräsidenten: "Nehmen Sie mich so, wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen. Helfen Sie mir bitte über meine Schwächen und meine Stärken zu suchen ." Seither sind knapp zehn Jahre vergangen. Und sie ist immer noch da. "Wir haben viel erreicht", sagt die Ortsgruppenleiterin. Nicht nur in der Ortsgruppe, die heute noch immer 25 Mitglieder zählt, sondern auch drumherum.
Als Hacker vor neun Jahren vom DRK die Begegnungsstätte zugesprochen bekam, kamen die Kinderstunden dazu. "Die ersten, die vor fast neun Jahren da waren, sind jetzt schon in der Lehre. Daran merkt man, wie schnell die Zeit vergeht." Es gab eine Selbsthilfegruppe nach Schlaganfall. "Die ist leider eingeschlafen", so Hacker. Am Schluss sei nur noch ein Ehepaar übrig gewesen. Die hätten Beteiligungsängste gehabt, erinnert sie sich. Auch eine Art Bürgertelefon hat sie einführt. "Bürger helfen Bürgern in Not", heißt das. Sagarder können so bei ihr anrufen, wenn sie Probleme haben - sei es, wenn man einen Babysitter braucht, um zum Vorstellungsgespäch zu gehen oder jemanden sucht, der einem den Hauhalt abnimmt, weil man das nicht mehr alleine kann und vieles mehr. Sie vermittelt es. Die Ortsgruppe organisiert darüber hinaus Blutspenden, unternimmt aber auch Ausfläge. "Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl", meint Hacker. Das ist ihr besonders wichtig: Nur in der Gemeischaft könne man stark sein. "Ich wüsste nicht, was unserem Verein fehlt", sagt sie mit stolzer Stimme. Leider funktioniere die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen in Sagard nicht so gut, sagt sie dann.
"Mein Mann Wilhelm zieht mich oft wegen meiner sozialen Ader auf", erzählt sie freudig. Dabei habe er doch selbst eine. "Er sagt immer: 'Hildegard, du tröstest alle, aber wer tröstet dich einmal?'"
Ivo Hilgenfeldt
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