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Hattrick für DRK-Sanitätszug

Interview: MAIK TRETTIN

Bergen. Dem Sanitätszug des DRK Rügen ist der Hattrick gelungen. Die siebenköpfige Auswahl von der Insel holte bei den Landesmeisterschaften in Ludwigslust zum dritten Mal in Folge den Pokal für den ersten Platz und fährt in zwei Wochen zum Bundeswettkampf nach Darmstadt. Die OSTSEE-ZEITUNG sprach mit dem Gruppenführer der Mannschaft Rainer Scheel (34).

OSTSEE-ZEITUNG: Als stellvertretender Zugführer des Sanitätszuges und Gruppenführer der diesjährigen Auswahl bei den DRK-Meisterschaften kennen Sie die Stärken und Schwächen der Truppe ziemlich gut. Warum sind gerade die Rüganer immer so weit vorn?

Rainer Scheel: Also "immer" stimmt nicht so ganz. Ich kann mich an die früheren Jahre erinnern, damals, als ich hier anfing. Da waren wir auf dem 14. Platz. Dann, ein Jahr später, auf dem 9. Und so haben wir uns immer weiter verbessert.

OZ: Aber dreimal in Folge ganz vorn zu sein, ist nicht so gewöhnlich .

Scheel: Ich glaube, das liegt an unserem guten Ausbildungsstand. Da sind wir wohl weiter als andere Sanitätszüge im Land - soweit wir das bei den Wettkämpfen mitbekommen. Der bisherige Gruppenführer Andreas Kautz beispielsweise arbeitet nach seinem Engagement beim Sanitätszug als Ausbilder beim DRK. Dazu kommt, dass die Truppe seit drei Jahren in fast unveränderter Besetzung startet und sich die Leute gut verstehen. In anderen Mannschaften gibt es da scheinbar mehr Meinungsverschiedenheiten.

OZ: Wie läuft so ein Wettkampf überhaupt ab?

Scheel: Jede Mannschaft bekommt einen Plan, auf dem die einzelnen Stationen verzeichnet sind. Was dort passiert, wissen wir vorher nicht. Darsteller imitieren dann eine Notfallsituation, die jeder Gruppenführer selbst einschätzen und daraus die notwendige Hilfe ableiten muss.

OZ: Haben Sie ein Beispiel?

Scheel: Mehrere. Also einmal die Situation am Planschbecken. Da sitzt eine junge Frau, holt ein Kind aus dem Wasser und fängt an zu schreien. Und dann müssen wir reagieren. Zuerst haben wir festgestellt, dass das Kind - natürlich eine Puppe - nicht atmet und reanimiert werden muss. Zwei Helferinnen haben dann erst einmal die Frau beiseite genommen, einer hat einen Notruf abgesetzt, dann wurde die Frau gewärmt. Das ist wichtig, das vergessen viele, und dafür gibt es bei den Wettkämpfen auch Abzüge.

OZ: Gab es denn besonders schwierige Aufgaben auf dem Parcours zu lösen?

Scheel: Die haben es alle in sich. Es wurde auch ein Unfall in einem Baumarkt simuliert, wo ein Gerüst umgefallen war und mehrere Menschen verletzt wurden. 40 Minuten hatten wir an dieser Station Zeit. Dort war es wichtig zu wissen, wem man zuerst hilft. Besonders anspruchsvoll war auch die Szene, in der ein Motorradfahrer eine Frau angefahren hatte. Seine Mitfahrerin war bewusstlos; ihr musste der Helm abgenommen werden. Dann gab es die verletzte Frau. Und den Fahrer, der die Helfer bedrohte, als die die Polizei rufen wollten. Um den habe ich mich dann gekümmert, bis er abgehauen ist.

OZ: Nehmen die Darsteller ihre Aufgaben denn sehr ernst?

Scheel: Das kann man wohl sagen. Zum Teil handelt es sich um ausgebildete Schauspieler. Mit dem Motorradfahrer musste ich mich sogar auf dem Rasen wälzen, als der mit einem Messer auf die Helfer losging.

OZ: Woher wissen Sie und Ihre Kollegen denn, wie man zu handeln hat?

Scheel: Es gibt einen Leitfaden für Sanitätszüge. Danach wird in der Ausbildung vorgegangen. Wenigstens einmal im Monat treffen wir uns und sprechen verschiedene Situationen durch. Zweimal im Jahr gibt es für uns ein großes Ausbildungswochenende. Und dann haben wir ja unsere Praxiserfahrung bei den Großveranstaltungen, die wir mit dem Sanitätszug absichern.

OZ: Sie und Ihre Helfer sind dann viel unterwegs. Funktioniert das mit Arbeit und Familie?

Scheel: Einige von uns arbeiten beim DRK, andere beim Callcenter in Lietzow, der Grone-Schule oder im Kletterwald Bergen. Zum Glück haben die Arbeitgeber dort Verständnis und stellen die Mitarbeiter für die Aufgaben frei. Im Privatleben bietet es sich an, wenn die ganze Familie mitmacht. Bei mir sind zum Beispiel mein Sohn, meine Tochter und meine Frau dabei. Da ist man am Wochenende im Einsatz, sieht sich aber trotzdem.

Interview: MAIK TRETTIN
DRK - Rügen Archiv