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Ostsee-Zeitung, 05.12.2009Fabian darf schwimmen lernen
Fabian ist in seiner Entwicklung zurückgeblieben. Dank des DRK-Hilfsfonds kann der Fünfjährige schwimmen lernen.
Bergen. Fabian hat vor vielen Dingen Angst. Auch vor dem Wasser. Als der Fünfjährige Anfang des Jahres die ersten Male mit seiner Kindergartengruppe im Schwimmbad war, wollte er absolut nicht in Wasser, saß öfter weinend am Beckenrand. „Jetzt traut sich Fabian mit einer Schwimmnudel sogar ins tiefe Wasser und hat Spaß“, sagt Schwimmlehrer Ralf Klutke. „Er hat sich toll gemacht. Das Schwimmen hilft ihm, sich motorisch zu entwickeln, Beine und Arme besser zu koordinieren“, ist Klutke zufrieden. Fabian Fetting ist motorisch
und geistig hinter seinen gleichaltrigen Freunden zurückgeblieben. „Der Schwimmunterricht ist gut für sein Selbstbewusstsein“, freut sich Mama Heike Fetting (41), die mit Fabian auch bei der Frühförderung ist.
Doch Heike und Dirk Fetting mit ihren drei Kindern hätten sich die 38 Euro im Monat für den Schwimmkurs nicht leisten können. Das Ehepaar ist überglücklich, dass der DRK-Hilfsfonds die Kosten übernimmt. „Beim ersten Mal hat das DRK drei von sechs Monatsbeiträgen übernommen, diesmal vier von acht“, sagt Heike Fetting. Schon die restlichen Raten seien für die Familie schwer zusammen zu kratzen. Heike Fetting arbeitet halbtags als Reinigungskraft im Hort Putbus. Dirk Fetting hat eine Kombilohn-Stelle als Hausmeister im gleichen Hort.
Doch das Einkommen reicht für die fünfköpfige Familie an allen Ecken und Enden nicht aus. Die Agentur für Arbeit zahlt deswegen Wohngeld für die Fettings, die in Bergen in einer Vier-Zimmer-Wohnung leben. Die älteste Tochter Dana (19) hat bereits eine eigene Wohnung, „weil Kay hyperaktiv ist und die Kinderpsychiatrie dringend empfohlen hat, dass er ein eigenes Zimmer hat“, blickt Heike Fetting zurück.
„Von meinem Gehalt können wir gerade alle Versicherungen und die Autoraten bezahlen“, sagt Heike Fetting. 2008 hatte die Bergenerin einen Verkehrsunfall. Bei Glatteis überschlug sie sich mit ihrem Auto. Verletzt wurde zum Glück niemand, doch das Auto ist Schrott. „Die Raten für den Suzuki muss ich noch bis 2015 bezahlen“, erklärt sie. Und ein neues Auto brauchte die Familie auch,um weiter zur Arbeit zu kommen. Jetzt muss das Ehepaar zwei Pkw-Raten berappen und das, obwohl Dirk Fetting bereits seit fünf Jahren in der Privatinsolvenz steckt.
„Wenn alle festen Kosten bezahlt sind, haben wir knapp 500 Euro übrig für meinen Mann und mich, Fabian und Kay“, so Heike Fetting. Die Wohnungsmiete von Dana wird über das SchülerBaföG bezahlt, das Kindergeld reicht ihr für alle weiteren Kosten.
Auch Dana hat Förderung aus dem DRK-Hilfsfonds bekommen. Als sie vor einem Jahr ihre Ausbildung zur Hauswirtschafterin an der Berufsschule in Sassnitz beginnen konnte, hat das DRK mit Geld für Schulbücher und die Kochuniform ausgeholfen. „Ich bin so dankbar für die Unterstützung. Ohne die hätte Dana vielleicht ihre Ausbildung gar nicht machen können“, sagt Mutter Heike Fetting.
Sie sorgt stets dafür, dass es den Kindern an nichts fehlt. Doch das Geld wird immer wieder knapp. „Wir gehen regelmäßig bei der Tafel essen. Ich gucke bei der Kleiderbörse nach Anziehsachen und die Kinder suchen sich Spielzeug bei der Toys Company aus.“ Heike Fetting kennt alle kostenlosen Angebote für sozial schwache Familien. In der kommenden Woche geht sie mit den Kindern zur Weihnachtsfeier beim Demokratischen Frauenbund in Bergen. „Da gibt es auch ein kleines Geschenk für die Kinder“, freut sich die dreifache Mutter auf den Nachmittag.
K. Degrassi

Familie Fetting bedankt sich herzlich für das Geld aus dem DRKHilfsfonds. Mama Heike Fetting (41) mit ihren drei Kindern (v. l.) Kay (14), Fabian (5) und Dana (19).
Foto: KAT