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Rügen-Stralsund e. V.

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Ostsee Zeitung, 11.08.2009

Blut wird knapp: Jetzt sollen auch Gäste spenden

Sommerloch beim Blutspendedienst: Die Zahl der Konserven ist deutlich gesunken. Auf Rügen will das DRK nun auch Urlauber zum Aderlass bewegen.

Bergen/Baabe. Marie hätte es sich am Strand gemütlich machen können. An diesem herrlichen Sommernachmittag im August. Eis hätte sie essen können, baden und in der Sonne entspannen. Doch die 20-Jährige aus Bergen nutzt ihre Urlaubszeit lieber, um anderen Menschen zu helfen. Nun liegt sie da, mit einer Nadel im Arm – und spendet Blut. Das Problem: Es gibt zu wenige Menschen wie Marie Lehmann. Blutkonserven werde immer knapper. Das DRK hofft nun auf Hilfe von Urlaubern – und bietet erstmals spezielle Spendetermine für die Gäste aus Nah und Fern. Beispielsweise in Binz.

Der Blutspendedienst des Roten Kreuzes im Nordosten schlägt Alarm: Der Vorrat an Spenderblut schmilzt in diesen Wochen dahin wie das Eis in der Sonne. „Um den Bedarf in den Kliniken zu decken, brauchen wir 450 bis 500 Spenden pro Tag. Aber auf diese Summe kommen wir lange nicht“, sagt Iris Kraus von der Blutspendezentrale in Neubrandenburg. Die Zahl der Spender liege derzeit mindestens 15 Prozent unter Soll. „Viele unserer Stammspender sind im Sommer im Urlaub. Und außerdem: Weil so viele Gäste in unser Land kommen, steigt auch der Bedarf drastisch an.“ Schließlich seien auch die Urlauber nicht vor Unglücken oder Unfällen gefeit.

In der Sana-Klinik in Bergen etwa haben die Ärzte in den Sommermonaten doppelt so viele Patienten wie in den ruhigen Wintermonaten. „Wir behandeln in der Notaufnahme 18 000 Menschen pro Jahr – zwei Drittel davon während der Saison“, sagt Chefarzt Dr. Knut Müller. Die Klinik hat sich auf die Vielzahl der Verletzten und Erkrankten eingestellt. „Viele Einheimische arbeiten in der Gastronomie und verlegen planbare Eingriffe in die Zeit nach der Saison“, erklärt Müller. Dadurch wird nicht nur das Personal in der stressigsten Zeit des Jahres entlastet, so vermeide die Sana-Klinik auch mögliche Engpässe bei der Versorgung mit Spenderblut.

Aber dennoch: Im Sommer sei es auch für das Rügener Krankenhaus schwierig, an bestimmte seltene Blutgruppen wie etwa B- und AB- zu kommen. Außerdem könne jederzeit ein Notfall eintreten, für den viel Blut benötigt wird. „Dann würde es Probleme geben“, sagt Müller. „Wir schließen uns den Appellen des DRK an: Bitte spenden Sie Blut!“, so der Chefarzt.

Von „dramatischen Zuständen“ will der Blutspendedienst vorerst nicht sprechen: „Es mussten noch keine Operationen im Land abgesagt werden, weil die entsprechenden Blutkonserven fehlten“, berichtet DRK-Sprecherin Iris Kraus. Ausschließen, dass dieser Fall schon in einigen Tagen oder Wochen eintritt, kann sie aber nicht. „Die Berufsschulen sind in den Ferien, in den Großunternehmen ist Urlaubszeit. Dort gewinnen wir sonst viele Spender“, so Kraus. Im Moment aber sprudeln diese Quellen nicht. Das DRK geht daher neue Wege – auch auf Rügen: „Wir sind mit einem Blutspende-Bus unterwegs.“ Mit dem Gefährt wollen die Ärzte und Schwestern vor allem Urlauber zur Spende animieren. Am 29. August macht das Mobil in Binz Station.

Reguläre Blutspendetermine sind morgen in Baabe (ab 15 Uhr, Kurverwaltung), am Freitag in Vitte (ab 15 Uhr, Henni-Lehmann-Haus) sowie am kommenden Dienstag in Bergen (ab 10 Uhr, Sana-Klinik). Am 21. August ist das DRK in Garz (ab 15 Uhr, Feuerwehr) und am 24. August können sich Spender in Gingst (ab 15 Uhr, Seniorenheim) melden.

Nicht nur die Fachleute, sondern auch Jung-Spenderin Marie wirbt für den freiwilligen Aderlass: „Es tut nicht weh – und es ist ein gutes Gefühl, Menschen in Not helfen zu können.“


Von ANDREAS MEYER

Marie Lehmann (20) aus Bergen lässt sich von Schwester Regina aus Stralsund Blut abzapfen. Leider gibt es zu wenige Spender wie Marie im Nordosten
Marie Lehmann (20) aus Bergen lässt sich von Schwester Regina aus Stralsund Blut abzapfen. Leider gibt es zu wenige Spender wie Marie im Nordosten.
Foto: A.Meyer