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Ostsee-Zeitung, 20.02.2009Verein als größter Arbeitgeber
In unserer Serie "Vereinsleben auf der Insel" stellen wir jeden Freitag Vereine vor. Heute: das Deutsche Rote Kreuz (DRK).
Bergen. René Buchinski ist bewusstlos, während Britta Hinz ihn in eine stabile Seitenlage bringt. Nein, das ist kein Ernstfall. Im Schulungsraum des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Rügen e.V. (DRK) wird das Erste-Hilfe Wissen der Teilnehmer aufgefrischt. „Vor zwei Jahren haben wir den Erste-Hilfe-Kurs in Anspruch genommen, es macht Spaß. Wir kommen vom Betrieb ,Lindenkrug’, dem Gasthaus in Poseritz“, sagt Britta. „Das Deutsche Rote Kreuz steht für Menschenwürde und für Unparteilichkeit. Die Arbeit beruht auf Ehrenamtlichkeit. Dazu gehören der Katastrophenschutz, die Bevölkerungsausbildung und die Hilfe für ältere Menschen“, sagt Burkhard Päschke, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des DRK. Der Erste-Hilfe-Kurs ist nur eines der zahlreichen Angebote des Deutschen Roten Kreuzes. Kein anderer Verein der Insel ist so komplex wie das DRK. Die Hilfsorganisation macht deutlich mehr als ein klassischer Verein. Die Arbeit des DRK teilt sich in einen wirtschaftlichen und einen ehrenamtlichen Bereich. Zu den 802 hauptamtlich Beschäftigten kommen 230 ehrenamtliche Mitglieder, die regelmäßig aktiv sind. Zum hauptamtlichen Bereich gehören zum einen die ambulante und stationäre Pflege. Insgesamt sechs Pflegeheime und vier Sozialstationen betreut das DRK auf Rügen. Weiterhin stehen fünf Tagesstätten und Familien-Bildungsangebote auf der Insel unter der Obhut des Vereins. Der Katastrophenschutz, der bei der Vogelgrippe Unterstützung gab sowie der Rettungsdienst, der jeden Tag zum Einsatz kommt, werden vom DRK betrieben. Dabei sind sechs Rettungswachen auf ganz Rügen verteilt und eine Lehrrettungswache befindet sich in Bergen. Von den 802 Beschäftigten, arbeiten 198 behinderte Menschen in den Werkstätten in Bergen. Geschütztes und betreutes Wohnen, ein Psycho-soziales Wohnheim und eine Schule zur individuellen Lebensbewältigung gehören zum Aufgabenbereich der Behindertenhilfe des Verbands. Das DRK ist der größte Arbeitgeber auf der Insel.
„In den letzten fünf Jahren, konnten wir 24 Jugendliche ausbilden und davon zehn einstellen“, teilt Päschke mit. Auf Rügen gibt es zehn ehrenamtliche Gemeinschaften und Ortsvereine des DRK. Die Wasserrettung, die Nachbarschaftshilfe, die Blutspendenversorgung, das ambulante Hospiz und di Wohlfahrts- und Sozialarbeit gehören dem ehrenamtlichen Bereich an. Engagiert dabei ist seit zwölf Jahren die 18-jährige Nicole Friedrich. Bevor sie auf das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bergen wechselte, drückte sie die Schulbank in Putbus. „Unsere damalige Klassenlehrerin hat die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes im Unterricht einfließen lassen. Nachmittags trafen wir uns dann zum Erste-Hilfe lernen und Basteln“, erzählt Nicole. Viele Jahre sind seitdem vergangen und heute ist sie bereits Gruppenleiterin im Jugendrotkreuz des DRK und angehende Kreisleiterin. Gruppenarbeit heiße regelmäßige, vorbereitete Treffen. Die Erste-Hilfe werde vermittelt und die soziale Kompetenz gestärkt. In Pflegeheimen kümmern sich die jungen Leute um die Bewohner, gehen mit ihnen spazieren. Zudem finden Kreisausbildungslager in der Schule in Patzig statt. „Ich helfe gerne Menschen und ich möchte lernen, ihnen auch professionell unter die Arme zu greifen“, so die 18-Jährige.
Deshalb gehört sie außerdem als Sanitätshelferin zu den 30 Mitgliedern des Sanitätszuges. Über 20 Störtebekerfestspielabende im letzten Jahr sicherten die Sanitäter ab. „Ich mache alles gern, von Veranstaltungen organisieren, über die Absicherung bis hin zur Präsentation des DRK“, teilt Nicole mit. Sie will später in Hamburg Krankenschwester lernen: „Ich werde aber trotzdem mit dem DRK Rügen in Kontakt bleiben und am Wochenende auf die Insel fahren. Das Ehrenamt ist mir sehr wichtig.“ In zwei Monaten stellt sie sich als Kreisleiterin zur Wahl.
Ein weiteres Projekt ist der DRK-Hilfsfonds. Der wurde im September 2007 ins Leben gerufen. Ziel ist es dabei, jenen Familien zu helfen, die so wenig Geld zur Verfügung haben, dass sie sich den Beitrag für den Sportverein des Kindes nicht mehr leisten können oder die ihr Kind nicht zur Musikschule schicken können, weil die Finanzen nicht ausreichen. „Seit 2007 helfen wir bedürftigen Kindern im Bereich der Bildung und der sozialen Integration“ erklärt Gerhard Konermann, Geschäftsführer des DRK. Die Sparkasse Rügen unterstützte das Projekt bisher bereits mit mehr als 20 000 Euro. Auch bei den Weihnachtsaktionen der OSTSEE-ZEITUNG wurde in den vergangenen beiden Jahren Geld für den Hilfsfonds gesammelt. Bisher wurden 33 700 Euro an 399 sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche gezahlt.
ANJA OLDENBURG
Erste-Hilfe-Training: Britta Hinz legt René Buchinski in die stabile Seitenlage.
Bilder: DRK