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Ostsee-Zeitung, 02.02.2010680 Kinder danken OZ-Lesern
So lang ging die Spendenaktion „Helfen bringt Freude“ noch nie. Der DRK-Hilfsfonds hat sich auf der Insel voll etabliert.
Rügen. „Die Hilfsbereitschaft der Rüganer ist beeindruckend“, sagt Burkhard Päschke, Pressesprecher des Deutschen Roten Kreuzes auf Rügen. Seit September 2007 gibt es den DRK-Hilfsfonds, der Kinder aus sozial schwachen Familien unterstützt. Bereits das dritte Jahr in Folge haben Leser der OSTSEE-ZEITUNG Geld gespendet, damit auch diese Kinder im Sportverein aktiv werden können oder der notwendige Nachhilfeunterricht finanziert wird.
„Zum ersten Mal haben die Leser auch nach dem offiziellen Ende der Aktion zu Weihnachten fleißig weiter gespendet“, freut sich Burkhard Päschke. Heiligabend hatte die Sparkasse Rügen den bis dahin erreichten Spendenbetrag auf 18 000 Euro aufgerundet. Mehr als 5000 Euro gingen noch nach Weihnachten ein. Mit 127, 99 Euro haben die OZ-Mitarbeiter den Betrag jetzt auf 23 300 Euro aufgerundet.
„Damit können wir ein knappes Jahr weiterarbeiten“, sagt Burkhard Päschke, der Schatzmeister des Hilfsfonds ist und weiß, dass der Bedarf immer größer wird. Er verwaltet das Geld und zahlt es an die Familien aus. Den Hilfsfonds betreut Päschke ehrenamtlich, genauso wie die 20 Sozialarbeiter auf der Insel, die die Bedürftigkeit der Familien vor Ort prüfen. „Es fällt kein einziger Cent Verwaltungskosten an. Das Geld kommt voll und ganz den Familien zu Gute“, betont Päschke. 680 Kinder sind 2009 gefördert worden. Ihre Eltern sind häufig arbeitslos, die meisten beziehen Hartz IV, einige obwohl sie arbeiten.
Für jede finanzielle Unterstützung gibt es im Vorfeld eine individuelle Beratung. In vielen Fällen kommen die Sozialarbeiter zu den Familien nach Hause. So macht es zum Beispiel Kathrin Gloede, die im E-Werk in Sassnitz arbeitet. Mit 17 Familien hatte sie 2009 Kontakt. Jedes Mal lässt sie sich die Familienumstände schildern, spricht über Finanzen und Nöte. Silke Döring, Sozialarbeiterin bei der Arbeiterwohlfahrt in Bergen, hat im Vorjahr 29 Familien an den DRK-Hilfsfonds vermittelt. „Meist kommen die Familien zur Beratung zu mir. Wenn es ein Problem gibt, das über den DRK-Hilfsfonds förderungsfähig ist, erkläre ich den Familien, wie das funktioniert.“ Immer häufiger jedoch finden die Familien auch zielgerichtet den Weg zu ihr, weil sie von dem DRK-Hilfsfonds gehört haben. „Mir ist dabei immer wichtig zu sehen, was die Familien bereits selbst unternommen haben. Mein Ansatz ist, die Eltern zu aktivieren, sich selbst zu helfen“, sagt Silke Döring. Wenn es beispielsweise darum geht, für den Sohn Nachhilfe in Deutsch zu organisieren, müssen die Eltern stets selbstständig Kontakt mit den Anbietern aufnehmen, sich über Preise und Termine informieren. Beim Nachhilfeunterricht überweist das DRK die Monatsbeiträge in aller Regel direkt an Memory-Nachhilfetraining oder ähnliche Anbieter. Wenn es um neue Sportschuhe, Schulmaterial oder einen Zuschuss für die Einschulung geht, dann kaufen die Eltern die Sachen meist selbst ein und lassen sich das Geld gegen Vorlage der Quittung bei Burkhard Päschke erstatten.
„Wir sind so flexibel wie möglich. Wer in Bergen wohnt, kann meist ohne Probleme direkt in die Geschäftsstelle kommen“, so Päschke. Wer aus Sassnitz ist, hat es schwieriger. Deswegen hilft Kathrin Gloede in vielen Fällen aus.
Beiden Sozialarbeiterinnen fällt auf, dass die Probleme in den Familien immer komplexer werden. Arbeitslosigkeit, Geldprobleme, Trennung und Scheidung treffen häufig aufeinander.
Von Katharina Degrassi

Silke Döring (v.l.), von der AWO-Familienberatung in Bergen, Burkhard Päschke, Pressesprecher des DRK und Kathrin Gloede vom E-Werk in Sassnitz bei der Auswertung der OZ-Weihnachtsaktion.
Foto: KAT