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Kreisverband
Rügen-Stralsund e. V.

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Ostee-Zeitung, 13.04.2010

DRK setzt aufs Ehrenamt

Der DRK-Kreisverband Rügen sucht immer nach ehrenamtlichen Helfern. Sie können sich u.a. bei der Blutspende, im Sanitätszug und in der Kleiderkammer nützlich machen. Oder ganz einfach ältere und kranke Mitbürger besuchen.

Erste Hilfe DRK-Rügen
Wenn Stanislaw Sobczak (l.) und Bobby erscheinen, leuchten die Augen. Gerda Reich (2.v.r.) und Ella Marquardt (3.v.r.) freuen sich in der DRK-Tages-stätte im Kosmonautenweg über ihren Besuch.
Foto: H. V.


Bergen (OZ) - Wenn Stanislaw Sobczak und Bobby die DRK-Tagesstätte im Kosmonautenweg in Bergen betreten, dann sorgen sie für leuchtende Augen. Bobby, der große, gutmütige Tatrahund weiß auch ohne Schulung, worauf es ankommt bei diesen Begegnungen: auf Nähe. Vielleicht ist es sein Instinkt, der ihm sagt, dass hier Menschen sind, die in seiner unmittelbaren Umgebung aufleben.

„Ich hatte auch mal einen Hund“, erinnert sich die 91-jährige Gerda Reich plötzlich und streichelt Bobbys dichtes, weißes Fell. Der Hund legt wie selbstverständlich eine Pfote auf ihren Fuß. Ohne Scheu ist auch Ella Marquardt. Ein Lächeln huscht der 96-Jährigen über das Gesicht. Auch in der Runde wird es heller, freundlicher. Stanislaw Sobczak hat es nicht anders erwartet. „Das Streicheln ist wie ein Bügeleisen für die Seele“, sagt der Schneidermeister im Unruhestand in leicht gebrochenem Deutsch. „Das Lächeln der Menschen gleicht dem Aufgehen einer Blume.“ Nach einer entsprechenden Schulung ist er vor wenigen Wochen ehrenamtlicher Seniorenbegleiter des DRK geworden und versteht nun noch besser das Verhalten jener an Demenz erkrankten Menschen, die er übermorgen im Pflegeheim Rotensee besuchen wird. Für ihn ist diese Aufgabe wichtig. Auf einer Bank zu sitzen und mit dem Hund „Hol-das-Stöckchen“ zu spielen, das wäre seine Sache nicht.

1979 ist der inzwischen 59-Jährige als Spätaussiedler aus Polen in die BRD gekommen. Er lebte in der Nähe von Kassel und hat mit seiner Tante oft Rügen besucht. Auf die Insel zu ziehen war sein Traum. Und den hat er sich im September 2009 erfüllt. Auch eine neue Liebe hat er gefunden.

Erste Hilfe Insel Rügen
Ein Herz und eine Seele: Stanislaw Sobczak und sein Hund Bobby. Als Ehrenamtler des Kreisverbandes Rügen des Deutschen Roten Kreuzes besuchen sie alte und krankeMenschen. Foto:H. Vonberg

A
uf die Insel brachte er seine Erfahrungen als Seniorenbetreuer mit. Auch Demenzkranke hat er in Kassel mit seinem Hund besucht, ihnen Lebensfreude vermittelt. „Kein Mensch ist besser oder schlechter als der andere, jeder ist einfach nur anders. Für Kinder und alte Menschen wird hierzulande noch zu wenig getan. Ich habe begriffen, dass Zeit das Kostbarste ist, was der Mensch verschenken kann. Und so geben Bobby und ich anderen Menschen etwas ab von unserer Zeit“, sagt der drahtige Vor- und Unruheständler. Und er denkt laut nach: „Die Erde könnte fast ein Paradies sein, wenn es nicht nur um Geld und Macht ginge und wenn sich jeder nur ein wenig mehr um seine Mitmenschen kümmern würde.“ Der Neu-Insulaner winkt bescheiden ab, wenn es um seine Person geht. Katholisch ist er erzogen worden und Nächstenliebe etwas ganz Selbstverständliches für ihn.

„Komm, Bobby“, sagt Stanislaw Sobczak und fügt ein „Bitte!“ an. „Das mache ich immer, denn ich respektiere meinen Hund, der wie alles Leben ein Geschöpf Gottes ist.“ Bobby ist ein Polski Owczarek Podhalanski, ein polnischer Schäferhund aus Podhale, wie es übersetzt heißt. Dieser Hund würde es gar mit Wölfen und Bären aufnehmen, sollten sie sich seiner zu beschützenden Herde zu sehr nähern.
Menschen gegenüber aber ist er lammfromm, vor allem, wenn es sich um kleine und hilfebedürftige Personen handelt.

In Deutschland ist diese Hunderasse eher selten. Für Stanislaw Sobczak ist Bobby ein Stück Heimat und für die von ihnen besuchten Senioren weit mehr als nur ein Lichtblick.

HOLGER VONBERG