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Ostsee-Zeitung, 27.04.2010Note 1,0 für DRK-Pflegedienste
Alle ambulanten und stationären Pflegedienste werden bis zum Jahresende einer Qualitätskontrolle unterzogen. OZ nimmt Rügens Ergebnisse unter die Lupe.
Rügen. Die Insulaner werden immer älter und müssen immer häufiger gepflegt werden. Entweder zu Hause oder in einem Pflegeheim. Bislang war es schwer, die Qualität der Einrichtungen zu vergleichen. Das soll jetzt ein Ende haben. Bis zum Jahresende werden alle ambulanten und stationären Einrichtungen deutschlandweit vom Medizinischen Dienst der Krankenhassen (MDK) geprüft, die Ergebnisse ins Internet gestellt.
Derzeit gibt es neun stationäre und 19 ambulante Pflegeeinrichtungen auf der Insel. „Bislang haben wir etwa 80 Prozent der Einrichtungen in MV kontrolliert und bewertet“, sagt Dr. Kerstin Blyndow, die beim MDK den Geschäftsbereich Pflege leitet und für die Qualitätskontrolle in MV den Hut auf hat. Sie weist darauf hin, dass die Überprüfungen stets unangemeldet erfolgen. „Jeder soll vergleichen können, wie gut oder wie schlecht die Angebote in einem Heim oder bei einem Pflegedienst sind“, erklärt Blyndow. Das wünschen sich vor allem Familienangehörige, wenn sie eine Betreuung für die pflegebedürftigen Eltern oder Verwandten suchen.
Die Bilanz für Rügen und MV ist äußerst positiv. Auf Rügen wurde schon mehrfach die Schulnote 1,0 vergeben. „Bei stationären Pflegeeinrichtungen haben wir in MV einen Durchschnitt von 1,3 erreicht und liegen damit im Vergleich der Bundesländer auf Platz zwei“, ist Blyndow sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Nur Baden-Württemberg weise noch bessere Ergebnisse auf. Spitzenmäßige Schulnoten hat auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) auf Rügen vorzuweisen. Er ist der größte Anbieter von Pflegeleistungen auf Rügen. Zwei Pflegeheime und vier ambulante Pflegedienste gibt es zwischen Garz und Sassnitz. Bislang haben alle getesteten mit 1,0 abgeschlossen. Jens Brauer, Geschäftsbereichsleiter der Behindertenhilfe, der ambulanten und stationären Pflege beim DRK Rügen, ist zuversichtlich, dass auch für die ausstehenden Häuser der Fall sein wird. Offen sind noch die Bewertung für das DRK-Pflegeheim Gingst und die DRK-Sozialstation in Bergen.
„Wir legen viel Wert darauf, dass der Prüfkatalog der AOK überall eingehalten wird. Zwei Mitarbeiter im Haus sind für das Qualitätsmanagement zuständig. Sie bereiten auch alle Kollegen auf die Prüfungen des MDK vor“, erklärt Jens Brauer. Das System hat Erfolg. Zu den „sehr zufriedenen“ DRK-Kunden gehört auch Wally Jacke aus Bergen. Sie wird seit neun Jahren von der DRK-Sozialstation Bergen gepflegt. Die 73-Jährige hat seit vielen Jahren Multiple Sklerose, zwei Mal pro Woche kommt Schwester Carmen Prinz (41) für die Fußpflege zu ihr nach Hause. Dass ihr die Pflege rund um gefällt, hat sie auch den Mitarbeitern vom MDK so gesagt. Diese standen morgens unangemeldet in der Zentrale der DRK-Sozialstation und haben sich fünf „Test-Kunden“ aus der Datei gesucht, die überprüft wurden. Neben einem persönlichen Gespräch haben die MDK-Mitarbeiter auch die Dokumente unter die Lupe genommen.
Deutliche Mängel wiesen die Pflegeplanung und die Dokumentation beim Johanniterpflegedienst Dranske auf. Mit der Schulnote 3,7 hat der Pflegedienst das bislang schlechteste Rügener Ergebnis eingefahren. „Es wurde unter anderem kritisiert, dass unsere Aufzeichnungen nicht detailliert genug sind“, resümiert Pflegedienstleiterin Andrea Wonneberger den Besuch des MDK. Sie ist überzeugt, dass das schlechte Ergebnis nächstes Jahr nicht wiederholt wird. „Wir haben erkannt, woran es hapert und arbeiten jetzt konsequent daran, das zu ändern“, sagt Wonneberger, die die künftig einmal jährlich stattfindenden Kontrollen positiv findet.
Viel Gutes aus einem eher schlechten Ergebnis leitet auch das Senioren-Zentrum am Park in Bergen ab. „Seit das MDK unser Senioren-Zentrum 2009 überprüft hat, haben wir viel Arbeit investiert. Die Mitarbeiter sind umfangreich geschult worden. Unter anderem durch das MDK-Ergebnis gab es personelle Veränderungen im Haus“, sagt Elke Hamroll, die nach der MDK-Prüfung im Vorjahr die Leitung des Pflegeheims übernahm. „Wir sind überzeugt, dass wir unsere Qualität deutlich verbessern konnten“, sagt Hamroll.
Alle Ergebnisse: www.pflegelotse.de
Von Katharina Degrassi

Note eins für die DRK-Sozialstation Bergen: Zwei Mal pro Woche kommt Schwester Carmen (41) zu Wally Jacke, um ihr die Füße zu baden. Weil die 73-Jährige Multiple Sklerose hat, kann sie sich kaum bewegen.
Foto: KAT
INFO
Bewertete Pflegeeinrichtungen auf Rügen
stationäre Pflegeeinrichtungen (3 von 9 untersucht)
DRK Pflegeheim Binz: 1,0
Senioren-Zentrum Am Park in Bergen: 2,8
Alten- und Krankenpflegedienst B. Linck/M. Nutz: 1,4
ambulante Pflegedienste (5 von 19 untersucht)
Pflegedienst Lothar Henke: 1,0
DRK, Sozialstation Garz: 1,0
Pflege Undine Sassnitz: 1,3
DRK, Sozialstation Baabe: 1,0
Johanniterpflegedienst Dranske: 3,7