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Ostsee-Zeitung, 08.05.2010DRK beklagt Fachkräftemangel im Land
Schwerin (OZ/dpa). In Schwerin wurde gestern nicht nur 20. Jahrestag der Wiedervereinigung der Rotkreuzgesellschaften in Ost und West gefeiert, sondern auch das 20. Gründungsjubiläum des Landesverbandes MV des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Das ist formal zwar richtig, aber in Wirklichkeit ist die Hilfsgesellschaft aber doch deutlich älter, sagt Landes-Chef Hans-Peter Schultz. Immerhin hat die älteste Organisation in Mecklenburg ihren Ursprung schon 1863, als sich in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz die ersten Rot-Kreuzler organisiert hatten. „Wir sind somit der siebtälteste Rot-Kreuz-Verband der Welt!“
Auch vor dem Neustart nach der Wende gehörte das DRK in den drei Nordbezirken mit rund 100 000 Mitgliedern und sogenannten Freunden zu den größten Massenorganisationen im Nordosten. Erste-Hilfe-Kurse, Kranken- und Rettungstransporte, Katastropheneinsätze, Blutspendedienst und Jugendarbeit mit den „Jungen Sanitätern“ waren auch zu DDR-Zeiten an der Tagesordnung. Heute zählt die Organisation 56 000 Mitglieder, so Schultz.
Von der Halbierung der Leistungen kann aber keine Rede sein: Viele Aufgaben sind ausgebaut worden. So absolvierten allein 2009 in MV rund 33 000 Menschen einen Erste-Hilfe-Kurs. An 55 Schulen sind 70 DRK-Arbeitsgemeinschaften aktiv. Und mit einem Anteil von 70 Prozent ist das DRK heute wichtigster Träger im Rettungsdienst. Heute betreibt das DRK in MV 52 Sozialstationen, dazu kommen elf Beratungsstellen für Schwangere. Vom Land wurde der Blutspendedienst übernommen, inklusive der Institute Rostock, Schwerin, Stralsund und Neubrandenburg. Gemessen an der Zahl der Mitarbeiter spielt das DRK heute in einer Liga mit der Bahn, der Post, großen Handelsketten und den Werften. Insgesamt beschäftigt die Organisation im Nordosten 6105 Hauptamtliche. Sie betreibt Krankenhäuser in Grevesmühlen, Teterow, Grimmen und Neustrelitz, wo das DRK kürzlich acht Millionen Euro in einen Neubau investierte. Hinzu kommen 30 Pflegeeinrichtungen mit 2068 Plätzen. In 81 DRK-Kitas werden derzeit 9255 Kinder betreut.
„Unser größtes Problem ist die Abwanderung von Fachkräften“, sagt Schultz. In Zeiten leerer kommunaler Kassen werden freiwillige Aufgaben so gut wie gar nicht und Pflichtressorts immer weniger gefördert. Viele Spitzenkräfte zieht es in Regionen mit besseren Vergütungen. Deshalb werden verstärkt dringend benötigte Rettungsassistenten, Sanitäter, Erzieher sowie Alten- und Krankenpfleger im DRK-Bildungszentrum Teterow geschult. Dennoch stellt sich das DRK auf schwierige Zeiten ein. Schultz: „Es wird immer schwerer, die Versorgungsaufgaben abzudecken. Wahrscheinlich wird es doch ein Absenken der Standards geben müssen.“
Bei der gestrigen Festveranstaltung in Schwerin mit 400 Ehrengästen würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Arbeit der größten Hilfsorganisation der Welt in einer Videobotschaft. Das Wirken des Deutschen Roten Kreuzes sei ein wichtiger Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft.
RALPHSOMMER

Große Auswahl für Bedürftige: Mitarbeiterin Elke Hardt (53) in der DRK-Kleiderkammer in der Rostocker Augustenstraße.
Foto: Söllner
Rettungs- und Katastrophendienst
Schwerpunkt der Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist der Rettungs- und Katastrophendienst. Die DRK-Wasserwacht sichert im Sommer mit 2693 Rettungsschwimmern an 88 Einsatzorten in MV den Badebetrieb. Hilfseinsätze absolvierten Rot-Kreuzler aus dem Nordosten bei der Oderflut, beim Elbehochwasser und nach dem Tsunami. Nach dem Erdbeben in Haiti sammelten DRK-Helfer 130 000 Euro für ein mobiles Krankenhaus. Auch Großereignisse sichern DRK-Leute ab. Der Verband betreibt 16 Kreisnachforschungszentren. Noch in diesem Jahr soll in Schwerin ein Landesauskunftsbüro entstehen