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Ostsee-Zeitung, 30.07.2010Juli-Hitze trocknete Blutlager aus
Dramatische Lage: Weil Blutkonserven fehlen, müssen die Krankenhäuser der Region Operationen teilweise sogar verschieben.
Stralsund/Bergen.

Zivildienstleistender Lukas Goerke (23)
fährt Blutkonserven zu onkologischen
Praxen in Stralsund.Der Blutspendedienst Stralsund des deutschen Roten Kreuzes funkt nicht das erste Mal SOS. Wie immer werden im Sommer die Blutkonserven knapp. Diesmal stellt sich die Lage ernster als sonst dar. „Dieser Monat sieht dramatisch aus. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres haben wir 261 Konserven weniger abgenommen. Die Versorgung der umliegenden Krankenhäuser wird zum Problem. Geplante Operationen müssen zum Teil nach hinten verschoben werden”, klagt Andrea Voellmer, Werbereferentin des DRK-Blutspendedienstes in Stralsund. Vor kurzem sei ein ungeplanter Not-Kaiserschnitt im Sana-Krankenhaus Bergen hinzugekommen. „Dort wurden 14 Konserven der Blutgruppe 0 benötigt. Der Keller war danach ausgebrannt”, sagt sie.
Die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, die 2009 keine großen Probleme mit der Versorgung hatten, sehen sich diesmal mit einer extremen Notlage konfrontiert. Im Land wird über Engpässe beim kostbaren Lebenssaft geklagt. So wurden in Mecklenburg-Vorpommern im Juli bislang 1131 Blutspenden weniger registriert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Die Erklärung für das Sommerloch fällt Andrea Voellmer leicht. „Der Juli war extrem heiß. Viele haben da andere Dinge im Kopf, als bei über 35 Grad Celsius Blut zu spenden“, zeigt sie Verständnis. Hinzu kommt, dass die schüler Ferien haben und viele Spender in den Urlaub gefahren sind. Bei manchen Ländern müsse eine Sperrzeit von sechs Wochen nach der Urlaubszeit eingelegt werden. Deshalb rät Andrea Voellmer, noch vor der Abreise zum Aderlass zu kommen.
Was tun in der Not? Der Blutspendedienst ist im Sommer immer häufiger auf Camping-Plätzen anzutreffen. „Letzte Woche waren wir auf demRegenbogencamp in Nonnevitz. Insgesamt über 70 Spender, davon 60 Urlauber“, freut sich die engagierte Frau. Auf diese Spendenbereitschaft sei man aber auch angewiesen. Denn hunderttausende Urlauber im Land bedeuten auch, dass mehr Unfälle als üblich passieren.
„Blut, das in der Region abgenommen wird, bleibt auch hier“, erklärt Andrea Voellmer. „ Wir versorgen neben dem Hansa-Klinikum auch Ribnitz und Grimmen mit Konserven. Hinzu kommen Praxen in Greifswald und Stralsund.”
Für alle Spender hat der Blutspendedienst in diesen Monaten eine besondere Überraschung parat. Welche das ist, möchte Andrea Voellmer nicht verraten. „Ich lade jeden Einheimischen und Urlauber herzlich ein, vorbeizuschauen und für eine halbe Stunde eine gute Tat zu vollbringen. Denn ein kleiner Piks kann Leben retten.“
Nächste Blutspendetermine des DRK in Bergen: 5. August, 14 bis 18 Uhr, Sozialstation im Kosmonautenweg 4, 10. August: Sana-Krankenhaus: 10 bis 14 Uhr.
HANNES EWERT

Konservenüberprüfung im Kühlkeller: Anne Peruth (19) absolviert beim DRK ein Freiwilliges Soziales Jahr . „Ich bin für die Betreuung nach der Blutspende zuständig. Das macht großenSpaß.”
Fotos (2): H. Ewert