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Ostee-Zeitung, 02.10.2010

Eine „Klima-Kita“ für Garz
Die Finanzierung steht, im Frühjahr 2011 soll der Grundstein gelegt werden: Garz bekommt die umweltfreundlichste Kindertagesstätte des Landes. Der 1,8 Millionen Euro teure Neubau ist ein Vorzeigeprojekt und setzt Maßstäbe beim Klimaschutz.

Sind schon ganz aus dem Häuschen: Die Mädchen und Jungen der DRK-Kindertagesstätte "Wildblume" in Garz freuen sich auf ihr neues Zuhause, für das im Frühjahr der Grundstein gelegt werden soll.
Sind schon ganz aus dem Häuschen: Die Mädchen und Jungen der DRK-Kindertagesstätte „Wildblume“ in Garz freuen sich auf ihr neues Zuhause, für das im Frühjahr der Grundstein gelegt werden soll.
Foto: Udo Burwitz
Garz (OZ) - Das Oval auf der Platte ähnelt dem Soccer-City-Stadion in Johannesburg. Dem runden Leder laufen auch schon die Mädchen und Jungen der DRK-Kindertagesstätte „Wildblume“ in Garz nach.

Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Jetzt soll der Garzer Nachwuchs nicht etwa die besten Trainingsbedingungen bekommen. Das Oval auf der Holzplatte ist kein Stadion-Modell für die älteste Stadt Rügens, da sollen die Kita- Kinder 2012 einziehen. Garz bekommt eine neue Kindertagesstätte. Extravagant ist nicht nur die ovale Kubatur des geplanten Neubaus. „Der ist in Sachen Klimaschutz auch unschlagbar“, sagt Martin Wollensak.

Gestern präsentierte er das Modell. Aus gutem Grund: Gestern konnte DRK-Kreisvorsitzender Andreas Bachmann tief durchatmen - die Finanzierung für den Kita-Neubau steht. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt. DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde übergab Bachmann einen Bewilligungsbescheid über 330 000 Euro in der Kita „Wildblume“. Die DBU, die auf Rügen fast 2000 Hektar Wald- und geschützte Landschaftsflächen übernommen hat und über ein aktuelles Stiftungskapital von rund 1,8 Milliarden Euro verfügt, fördert mit diesem Geld innovative Projekte des Umwelt- und Klimaschutzes. „Der Kita-Neubau in Garz ist so ein Projekt“, lobte Brickwedde.

Es wird kein gewöhnlicher Neubau, der auf dem Areal neben der Regionalen Schule in Garz errichtet werden soll. Es wird ein Passivhaus, erläutert Martin Wollensak am Modell. Kein Einsatz fossiler Brennstoffe, es wird auf Sonnenenergie gesetzt. Das Gebäude wird keine schädlichen Emissionen abgeben - weder an die Luft noch an den Boden. „Das alles kann nur erreicht werden, wenn ein Gebäude so wenig wie möglich Außenfläche hat“, so der Professor. Deshalb sei auch die ovale Form gewählt worden. Die Hochschule in Wismar ist Kooperationspartner, Wollensak und sein Team, zu dem auch Studenten gehören, konzipiert die neue Kita. Ein Klima-Oval, dass aus einer Holzkonstruktion mit Lehmwänden entstehen und von einem Sonnendach aus recyclebarer Folie überspannt wird. Ganz bewusst werde auf natürliche Baustoffe gesetzt. „Bei einem Rückbau des Gebäudes gibt es keinerlei Abfall.“ Genau das ist ein Novum, betont er. Kein Einsatz fossiler Energien, keine Emission - dafür stehen schon bereits verwirklichte Passivhaus-Projekte. „Dass beim Bau solcher Häuser aber auch gleich deren gesamter Lebenszyklus beachtet wird, an dessen Ende eine besonders umweltschonende Entsorgung stehen sollte, ist ein Novum.“ So etwas gibt es in MV im Kita-Bereich noch nicht. Garz wird Vorreiter.

Garz braucht dringend Kita-Ersatz, weiß Dagmar Büchsenschuß. Sie leitet die „Wildblume“. Noch hat die Kindertagesstätte ihr Domizil an der Heidestraße. Doch das Gebäude ist mehr als 70 Jahre alt und platzt aus allen Nähten. 100 Kinder betreuen Dagmar Büchsenschuß und ihre sieben Kolleginnen. „Die passen gar nicht alle rein ins Haus.“ Die Krippenkinder sind schon in einem Nebengebäude untergebracht. 44 Hortkinder werden vom Kita-Personal in der Grundschule betreut. „Ein Neubau steht schon lange ganz oben auf unserer Wunschliste“, so Büchsenschuß.

Jetzt wird der Wunsch Realität. Seit drei Jahren hat das DRK - seit 1992 ist es Träger der Garzer Kita - das Projekt auf dem Schirm. Rügens Rot-Kreuz-Geschäftsführer Gerhard Konermann macht keinen Hehl daraus: „Die Finanzierung war schwierig . Wir müssen ja so bauen, dass die Elternbeiträge noch bezahlbar sind.“ Konermann klopft CDU-Landtagsabgeordneten Udo Timm auf die Schulter. Er hat sich in Schwerin für das Projekt stark gemacht. Mit Erfolg: Aus dem Topf des ELER-Förderprogramms der EU kann das DRK mit 400 000 Euro rechnen. Jetzt kann Konermann die Grundsteinlegung anpeilen. „Im Frühjahr soll es los gehen, das Jahr darauf Einweihung gefeiert werden.“

Von Udo Burwitz

Sieht aus wie ein Stadion: Professor Martin Wollensak von der Hochschule Wismar präsentiert das Modell des neuen Garzer Kindergartens. Nicht nur die Form ist extravagant. Der Neubau setzt landesweit Maßstäbe in Sachen Umwelt- und Klimaschutz.
Sieht aus wie ein Stadion: Professor Martin Wollensak von der Hochschule Wismar präsentiert das Modell des neuen Garzer Kindergartens. Nicht nur die Form ist extravagant. Der Neubau setzt landesweit Maßstäbe in Sachen Umwelt- und Klimaschutz.
Foto: Udo Burwitz