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23.11.2010, OstseeZeitung
Rüganer geben Zeichen der Hoffnung im Kongo
Spenden kommen einem Waldkindergarten zugute, für den das Deutsche Rote Kreuz die Patenschaft übernommen hat
Vortrag!
über das Leben im Kongo hält Heinz Rothenpieler am 24.11.2010 ab 19 Uhr einen Vortrag in der Kreisvolkshochschule in Bergen. Bergen – Mehr als 6000 Kilometer liegen
zwischen Rügen und dem Kongo.
Dennoch gibt es Verbindungen,
denn der DRK-Kreisverband Rügen
hat die Patenschaft für einen Waldkindergarten
übernommen. Heinz Rothenpieler
gab dafür den Anstoß.
OSTSEE-ZEITUNG: Die Menschen im Kongo liegen Ihnen und Ihrer Hilfsorganisation Lernen-Helfen-Leben e.V. sehr am Herzen. Warum?
Heinz Rothenpieler: Afrika gilt als der „vergessene Kontinent“, besonders der Kongo. Das Land hatte jahrelang Krieg. Dies ist in Europa kaum wahrgenommen worden oder nur als „Bürgerkrieg“, was dies aber nicht war. Wir arbeiten mit den Menschen dort und versuchen den Ärmsten zu helfen durch Mikrokredite, Integration ehemaliger Kindersoldaten, mit holzsparenden Öfen, Aufforstung und vielen anderen Projekten. Der Kongo gehört – trotz Rohstoffreichtums – zu den ärmsten Ländern der Welt und hat laut Welthungerhilfe weltweit die meisten Menschen, die nicht genug zu essen haben.
OZ: Was berührt Sie, wenn Sie bei Besuchen in Afrika konkret mit den Problemen konfrontiert werden?
Rothenpieler: In den großen Städten ist die häufige Begegnung mit Bettlern nicht einfach. Von mir bekamen immer behinderte Menschen und Kriegsversehrte etwas, weil für sie meist nicht gesorgt ist. Ansonsten ist oft die Armut sehr groß. Immer wieder überwältigend ist zu sehen, dass die Menschen trotzdem ihr Lachen nicht verloren haben.
OZ: Auch Rüganer kümmern sich als Paten eines Waldkindergartens um Kinder im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Diese Zuwendungen, die Spenden, sind sicherlich nur der „Tropfen auf den heißen Stein“?
Rothenpieler: Für den Waldkindergarten in Mushenyi ist es kein „Tropfen auf den heißen Stein“, sondern eine substanzielle Förderung für Kinder und Jugendliche. Niemand sonst kümmert sich um sie, viele der älteren können nicht zur Schule gehen, weil Schulgeld fehlt. Diese Kinder sind für uns in Zukunft sehr wichtig, weil wir ein großes Aufforstungsprojekt haben. Die Kinder sollen lernen, diesen Wald und die Natur zu beschützen und zu bewahren, den Pflanzenreichtum und ihre Nutzung kennenlernen. Im gleichen Ort fördern wir seit Jahren eine Schreinerwerkstatt und eine Bäckerei für ehemalige Kindersoldaten, die so resozialisiert werden und einen Beruf erlernen.
OZ: Wie bewerten Sie das Engagement der Rüganer?
Rothenpieler: Ein Projekt im fernen Afrika ist für das Rote Kreuz auf Rügen eine ideale Ergänzung. Wir lebenalle in der EINEN WELT und können nicht die Augen verschließen vor Problemen, die oft erst durch die Industrieländer in den Entwicklungsländern verursacht wurden. Deshalb freut mich sehr, dass dieser Waldkindergarten auf Rügen solch eine breite Resonanz gefunden hat, sodass die Anschubfinanzierung gesichert ist. Das Rote Kreuz kümmert sich natürlich weiterhin in erster Linie um die Rüganer, ist aber gleichzeitig eine weltweite Bewegung und deshalb macht es Sinn, dies auch durch solch ein Projekt sichtbar werden zu lassen. Vielen Dank, dass die Rüganer in einem kleinen Dorf im Ostkongo ein Zeichen der Hoffnung setzen!
Interview von Holger Vonberg

Die Armut im Kongo ist sehr groß. Trotzdem haben die dort lebenden Menschen das Lachen nicht verlernt.
Foto: Rothenpieler