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27.11.2010, OstseeZeitungNach Schicksalsschlägen träumt Laura vom großen Glück
Die Sellinerin verlor beide Eltern und fiel in ein Loch. Nun packt sie ihr Leben neu an. Bei ihrem Ziel, Erzieherin zu werden, unterstützt sie der DRK-Hilfsfonds
Der DRK-Hilfsfonds: Das bewirken ihre Spenden
Alle Spenden der OZ-Leser im Rahmen unserer Weihnachtsaktion fließen direkt in den Hilfsfonds des DRK Rügen. Mit dem Geld helfen wir Familien in akuten Krisen-situationen und unterstützen hilfebedürftige Kinder und Jugendliche mit Leistungen, die sie am gesellschaftlichen Leben teil haben lassen – beispielsweise mit Nachhilfeunterricht, Mitglieds-beiträgen für Sportgemeinschaften, Bildungsfreizeiten oder Lernmitteln. Spenden bitte auf folgendes Konto:
Empfänger: OZ-Weihnachtsaktion
Sparkasse Rügen
Bankleitzahl: 300 300 10
Kontonummer: 130 510 42
Verwendung: Helfen bringt Freude Sellin - Laura aus Sellin wird Anfang Dezember 16 Jahre alt. Sie wünscht sich einen Drucker für ihren Computer. Die Omis legen zusammen, um ihr das Gerät zu kaufen. Einen anderen Wunsch aber können sie nicht erfüllen. Laura würde gerne mit ihren Eltern feiern. Ihre Mutti starb 2006, ein Jahr später ihr Papa. Beide an Krebs. Oma Hella und der Opa kümmerten sich um die Vormundschaft, wurden Pflegegroßeltern. Dann ereilte die Familie der nächste Schicksalsschlag: 2008 starb der Großvater.
„Wie ich damit umgegangen bin?“ Laura zuckt mit den Schultern. Hinter ihrer Brille schimmert eine Träne. „Normal? Ich habe mit Freundinnen darüber gesprochen.“ Laura versuchte aber auch, vieles zu verdrängen. Sie hat den Kummer in sich hineingefressen und immer wieder Süßigkeiten genascht. Sie nahm zu, während ihre schulischen Leistungen abnahmen und die Oma glaubte, den eigenen Schmerz mit Tabletten stillen zu können. Laura streichelt ihre Hand: „Ich habe mir auch Sorgen um dich gemacht.“ Sie sagt: „Es kann nur besser werden.“
Laura lebt mit ihrer Oma Hella Werdemann nun seit zwei Jahren in einer sanierten Plattenbauwohnung. „Unser Haus konnte ich mit meiner bescheidenen Rente, mit der Witwenrente und dem Pflegegeld nicht halten“, bedauert die 72-Jährige, die selbst fünf Kinder großgezogen hat. 60 Jahre lebte sie in ihrem Elternhaus in Seedorf, zehn Jahre im Eigenheim in Sellin. Ihre neue Wohnung hat sie sich und ihrer Enkelin gemütlich eingerichtet. Neu eingerichtet – auch das Leben. „Oma ist wie eine Mutti zu mir. Und da sind auch noch mein Bruder Marcel (21) und seine Katze Mausi, die ich sehr mag.“
Laura war im vergangenen Jahr sechs Wochen zur Kur, hat abgenommen und neue Kraft getankt.Auch ihre Zensuren haben sich erholt. Nur in Mathematik schwächelt sie. Schwer fallen ihr die Textaufgaben. Manchmal fehlen ein paar Grundlagen, manchmal braucht sie einfach nur mehr Geduld. „Deshalb nehme ich Nachhilfeunterricht.“ Erst über eine Agentur, jetzt privat. Das Geld dafür kam vom Jugendamt und kommt nun aus dem DRK-Hilfsfonds, der in den vergangenen Jahren von vielen Lesern der OSTSEE-ZEITUNG gefüllt wurde und auch in dieser Weihnachtsaktion wieder weit offen ist für große und kleine Spenden.
Laura träumt vom großen Glück in ihrem Leben. Sie möchte irgendwann eine eigene Familie gründen und bald schon Erzieherin werden. „Ich liebe Kinder und will später selbst welche haben. Und ich möchte mich für Schwächere einsetzen.“ Mit einem Durchschnitt von 2,5 hätte sie eine Chance, an der Berufsfachschule angenommen zu werden. „Das werde ich schaffen“, sagt sie und ist sicher, dass auch durch die jetzige Unterstützung alles gut wird. Dann geht sie in ihr Zimmer und will Musik hören: „Alles, außer Schlager.“
„Und ich mag eben Operettenmelodien und schöne Schlager, nur keine Rockmusik“, lacht die Oma und holt einen Brief hervor, den ihr Laura zum Geburtstag im August geschrieben hat. Mit leiser Stimme liest sie vor: „Liebe Omi, ich habe lange nach einem Geschenk für dich gesucht, ich habe auch eins gefunden. Doch das, was du mir jeden Tag und jede Nacht schenkst, kann es nicht übertreffen. Denn du schenkst mir deine Liebe, dein Vertrauen und sorgst dich um mich, wenn es mir nicht gut geht. Ich bin so froh, so eine Oma wie dich zu haben, denn du hältst alle meine Macken aus und zeigst mir die Welt, bringst mir das Kochen bei und alles, was ich für meinen eigenen Haushalt später brauche. Ich möchte dich nicht so schnell verlieren. Außerdem möchte ich dir für alles danken, was du für mich getan hast und noch tun wirst. Hab dich lieb.“
Von Holger Vonberg

Ein Herz und eine Seele: Oma Hella und Enkelin Laura, die beide Eltern durch Krebsleiden verlor. Foto: Holger Vonberg