Archiv 2011 << zurück
03.12.2011, OstseeZeitung
Drei Räder für Jens und seine Momente der Freiheit
Der behinderte junge Mann braucht dringend ein neues Spezialrad. Sein altes hat mehr als 20 Jahre auf dem Buckel, ein neues kann die Familie sich nicht leisten.
Von Holger Vonberg
Jens Käfer arbeitet in der Siebdruckerei der DRK-Werkstatt für Behinderte in Bergen. Foto: Holger Vonberg
Putbus – Jens spielt gern Fußball. Stürmer möchte er sein, umjubelt wie ein Star. Der 31-Jährige spielt guten Fußball. Er dribbelt, schießt Tore, trickst seine Gegner aus.
Doch das alles nur am Computer, denn seine Füße stecken in schwerenorthopädischen Schuhen. Spastische Tetraplegie nennt sich seine Behinderung, die er seit dem Sauerstoffmangel während der Geburt mit sich tragen muss wie eine zentnerschwere Last. Er hat Koordinationsstörungen. Auchmit der Feinmotorik klappt es nicht immer. Aber Jens ist eine Kämpfernatur. Der sympathische junge Mann, dessen Elternhaus in Putbus steht, wurde als Kind in Tangerhütte eingeschult, in einer Spezialschule für Körperbehinderte, wie seine Mutter erzählt. Später war er in Neubrandenburg im Internat. Natürlich hatte Jens Heimweh: "Aber da mussten wir durch."
Jetzt hat der 31-Jährige ein eigenes Reich in der 1819 erbauten Speisenwirtschaft für Bedienstete des Fürsten, gleich neben der Wohnung seiner Eltern. Mutter Erika und Vater Hermann, die"Nachbarn", kümmern sich liebevoll um ihren Schützling. Die ehemalige Erzieherin kocht das Essen und hält den Haushalt in Schuss. "Am liebsten isst Jens Nudeln mit Tomatensoße. Und zu Weihnachten natürlich Ente." Der Vater, der als Dachdecker arbeitet, fährt an den Wochenenden mit Jens raus auf den Bodden zum Hechtangeln, manchmal auch auf die Ostsee, um Dorsche zu fangen. Jens hat viele Freunde in der DRK Werkstatt für Behinderte in Bergen. Dort arbeitet er in der Siebdruckerei. Manchmal hilft er aber auch in anderen Bereichen aus. Jens ist fleißig und geschickt, sagen seine Kollegen. Darum montiert er zurzeit auch Gummimuffen und Plastebauteile, die später als Zugentlastungen für Kabel dienen sollen. Sein Jugendfreund Christian lebt inzwischen in Hamburg. Mit ihm telefoniert er regelmäßig. Engen Kontakt hat er auch zu Andreas in Putbus und zu dessen Familie. "Wir kennen uns schon seit der Kindheit. Meine Behinderung war für sie nie ein Thema. Damals haben wir sogar richtigen Fußball gespielt. Ich auch, so gut ich konnte."
Jens ist oft beim Rasenden Roland anzutreffen. Die Lokführer und Heizer kennen ihren Kleinbahn- Fan mit den großen braunen Augen. Die leuchten besonders dann, wenn die alte Lok so richtig Dampf ablässt. Mindestens einmal im Jahr fährt er auch mit – bis nach Göhren und zurück. "Bis zum Bahnhof laufen könnte ich aber nicht", sagt Jens und holt aus dem Schuppen sein betagtes Fahrrad, mit dem er regelmäßig seine Runden dreht. Vorn hat es zwei Räder und einen Korb, hinten ist ein Rad. "Mit einem normalen Fahrrad käme ich nicht klar. Ich brauche das für die Balance." Seine Hausstrecke ist die Tour durch den Lauterbacher Wald nach Wreechen. Er liebt die Bäume und Felder im Wandel der Jahreszeiten, auch die klare Luft und vor allem diese kleinen Momente der Freiheit, die ihn seine Behinderung vergessen lassen. "Danach bin ich immer ganz schön ausgepowert", erzählt er. "Das ist aber auch wichtig, sonst werden meine Muskeln noch steifer."
Mit seinem alten Fahrrad könnte er heute keinen Blumentopf mehr gewinnen. Er hat es seit über 20 Jahren. Und das sieht man dem Drahtesel an. Das Restaurieren wäre zu teuer. Auch einen Neukauf könnte sich Familie Käfer nicht leisten. "Die drei Räder sind doch seine Füße", sagt Mutter Erika und hofft auf Spenden aus der OZ-Aktion "Helfen bringt Freude". "Ein neues Gefährt wäre das schönste Weihnachtsgeschenk für ihn."
Bitte helfen auch Sie!
Die Spenden der OZ-Weihnachtsaktion unterstützen den DRK-Hilfsfonds für sozial schwache Kinder und Jugendliche, den hier vorgestellten jungen Putbusser und die Rügener Tiernotstation. Bereits gespendet haben: Eckhard und Petra Koch (30 Euro), Karl-Heinz Eichert (5), Brigitte Arndt (30), Hugo Flamann (100), Brigitte Scharf (50), Irene Malenke (20 ), Ines Dobrahn (50), Heiko und Silvia Gerdts (150 ), Detlef und Dorlis Grund (20 Euro).
Spendenkonto: DRK Rügen,
Kontonummer 300 300 10,
Bankleitzahl 130 510 42,
Sparkasse Rügen,
Verwendung: Helfen bringt Freude
Drei Räder für Jens und seine Momente der Freiheit
Der behinderte junge Mann braucht dringend ein neues Spezialrad. Sein altes hat mehr als 20 Jahre auf dem Buckel, ein neues kann die Familie sich nicht leisten.
Von Holger Vonberg
Jens Käfer arbeitet in der Siebdruckerei der DRK-Werkstatt für Behinderte in Bergen. Foto: Holger Vonberg
Putbus – Jens spielt gern Fußball. Stürmer möchte er sein, umjubelt wie ein Star. Der 31-Jährige spielt guten Fußball. Er dribbelt, schießt Tore, trickst seine Gegner aus.
Doch das alles nur am Computer, denn seine Füße stecken in schwerenorthopädischen Schuhen. Spastische Tetraplegie nennt sich seine Behinderung, die er seit dem Sauerstoffmangel während der Geburt mit sich tragen muss wie eine zentnerschwere Last. Er hat Koordinationsstörungen. Auchmit der Feinmotorik klappt es nicht immer. Aber Jens ist eine Kämpfernatur. Der sympathische junge Mann, dessen Elternhaus in Putbus steht, wurde als Kind in Tangerhütte eingeschult, in einer Spezialschule für Körperbehinderte, wie seine Mutter erzählt. Später war er in Neubrandenburg im Internat. Natürlich hatte Jens Heimweh: "Aber da mussten wir durch."
Jetzt hat der 31-Jährige ein eigenes Reich in der 1819 erbauten Speisenwirtschaft für Bedienstete des Fürsten, gleich neben der Wohnung seiner Eltern. Mutter Erika und Vater Hermann, die"Nachbarn", kümmern sich liebevoll um ihren Schützling. Die ehemalige Erzieherin kocht das Essen und hält den Haushalt in Schuss. "Am liebsten isst Jens Nudeln mit Tomatensoße. Und zu Weihnachten natürlich Ente." Der Vater, der als Dachdecker arbeitet, fährt an den Wochenenden mit Jens raus auf den Bodden zum Hechtangeln, manchmal auch auf die Ostsee, um Dorsche zu fangen. Jens hat viele Freunde in der DRK Werkstatt für Behinderte in Bergen. Dort arbeitet er in der Siebdruckerei. Manchmal hilft er aber auch in anderen Bereichen aus. Jens ist fleißig und geschickt, sagen seine Kollegen. Darum montiert er zurzeit auch Gummimuffen und Plastebauteile, die später als Zugentlastungen für Kabel dienen sollen. Sein Jugendfreund Christian lebt inzwischen in Hamburg. Mit ihm telefoniert er regelmäßig. Engen Kontakt hat er auch zu Andreas in Putbus und zu dessen Familie. "Wir kennen uns schon seit der Kindheit. Meine Behinderung war für sie nie ein Thema. Damals haben wir sogar richtigen Fußball gespielt. Ich auch, so gut ich konnte."
Jens ist oft beim Rasenden Roland anzutreffen. Die Lokführer und Heizer kennen ihren Kleinbahn- Fan mit den großen braunen Augen. Die leuchten besonders dann, wenn die alte Lok so richtig Dampf ablässt. Mindestens einmal im Jahr fährt er auch mit – bis nach Göhren und zurück. "Bis zum Bahnhof laufen könnte ich aber nicht", sagt Jens und holt aus dem Schuppen sein betagtes Fahrrad, mit dem er regelmäßig seine Runden dreht. Vorn hat es zwei Räder und einen Korb, hinten ist ein Rad. "Mit einem normalen Fahrrad käme ich nicht klar. Ich brauche das für die Balance." Seine Hausstrecke ist die Tour durch den Lauterbacher Wald nach Wreechen. Er liebt die Bäume und Felder im Wandel der Jahreszeiten, auch die klare Luft und vor allem diese kleinen Momente der Freiheit, die ihn seine Behinderung vergessen lassen. "Danach bin ich immer ganz schön ausgepowert", erzählt er. "Das ist aber auch wichtig, sonst werden meine Muskeln noch steifer."
Mit seinem alten Fahrrad könnte er heute keinen Blumentopf mehr gewinnen. Er hat es seit über 20 Jahren. Und das sieht man dem Drahtesel an. Das Restaurieren wäre zu teuer. Auch einen Neukauf könnte sich Familie Käfer nicht leisten. "Die drei Räder sind doch seine Füße", sagt Mutter Erika und hofft auf Spenden aus der OZ-Aktion "Helfen bringt Freude". "Ein neues Gefährt wäre das schönste Weihnachtsgeschenk für ihn."
Bitte helfen auch Sie!
Die Spenden der OZ-Weihnachtsaktion unterstützen den DRK-Hilfsfonds für sozial schwache Kinder und Jugendliche, den hier vorgestellten jungen Putbusser und die Rügener Tiernotstation. Bereits gespendet haben: Eckhard und Petra Koch (30 Euro), Karl-Heinz Eichert (5), Brigitte Arndt (30), Hugo Flamann (100), Brigitte Scharf (50), Irene Malenke (20 ), Ines Dobrahn (50), Heiko und Silvia Gerdts (150 ), Detlef und Dorlis Grund (20 Euro).
Spendenkonto: DRK Rügen,
Kontonummer 300 300 10,
Bankleitzahl 130 510 42,
Sparkasse Rügen,
Verwendung: Helfen bringt Freude