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Rügen-Stralsund e. V.

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24.12.2011, OstseeZeitung

Märchen für die Lütten von "Oma Lese"

Fünf Lesepatinnen besuchen regelmäßig neun Rügener Kindertagesstätten.

Von Holger Vonberg

Die Lesepatinnen haben sich zu ihrer kleinen Weihnachtsfeier getroffen: (v.r.) Annemarie Weber, Bärbel Prütz, EllenWöller, Ingrid Jagnow, Bärbel Fritsche und Ursula Niejahr. Wer in den Kindertagesstätten vorlesen möchte, kann sich an die DRK-Geschäftsstelle in Bergen wenden.
Die Lesepatinnen haben sich zu ihrer kleinen Weihnachtsfeier getroffen: (v.r.) Annemarie Weber, Bärbel Prütz, EllenWöller, Ingrid Jagnow, Bärbel Fritsche und Ursula Niejahr. Wer in den Kindertagesstätten vorlesen möchte, kann sich an die DRK-Geschäftsstelle in Bergen wenden.


Garz – Wenn Bärbel Prütz in Garz die DRK-Kita "Wildblume" besucht, dann leuchten die Kinderaugen ganz besonders. Bärbel Prütz ist die Märchentante, offiziell eine Lesepatin. "Fünf Frauen kümmern sich auf Rügen ehrenamtlich um die Jüngsten und besuchen regelmäßig neun Einrichtungen", sagt Ellen Wöller von der DRK-Geschäftsstelle Rügen. "Die Aktion wurde 2004 gestartet. Das Sozialministerium ist damals an das DRK herangetreten. Wir wollen den Kindern das Lesen nahebringen. Durch das Vorlesen machen wir sie neugierig und führen sie an die Bücher heran.

"Lesepatin Prütz, die auch schon eine historische Schulstunde im Kindergarten gehalten hat, bekommt von der Erzieherin Heike Schumacher regelmäßig Hausaufgaben und sucht, passend zu aktuellen Monatsthemen der Vorschulgruppen, Geschichten aus. Ihr Fundus ist groß, kein Wunder, hat sie doch viele Jahrzehnte als Lehrerin gearbeitet. Diesmal bringt sie das Märchen von den Wichtelmännern mit. Kerzen tauchen den Raum in warmes Licht. Die Kinder aus Garz und Umgebung blicken gespannt zu ihrer Märchentante. "So, nun passt schön auf! Ihr wisst ja, nachher stelle ich euch wieder ein paar Fragen. Also: Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, dass ihm endlich nichts mehr übrig blieb als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe zu. Die wollte er den nächsten Morgen in Arbeit nehmen. Und weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett und schlief ein. . ."

Einmal im Jahr treffen sich die Vorleserinnen zu ihrer kleinen Weihnachtsfeier, so auchin diesen Tagen. Und natürlich drehen sich die Gespräche in dieser Runde um ihre Lütten und die ehrenamtliche Arbeit. Ingrid Jagnow liest in Göhren: "Die Kinder sind sehr aufmerksam. Und wenn sie einen richtig kennen, dann sind sie auch wunderbar aufgeschlossen." Bärbel Fritsche geht oft in ihre alte Einrichtung, in der sie über viele Jahre als Erzieherin gearbeitet hat. "Wir haben mal eine Umfrage in den Gruppen in Sellin und Baabe gemacht und mussten feststellen, dass 20 bis 40 Prozent der Eltern ihren Kindern zu Hause nicht vorlesen. Schade! Ich mache das mit Leib und Seele. In diesem Jahr habe ich rund 750 Kinder betreut. Und sie sind sehr dankbar dafür."

Ursula Niejahr wurde einmal von einem freudig mit den Armen fuchtelnden Vierjährigen begrüßt, der mehrfach rief: "Oma Lese kommt! OmaLese kommt!" "Es ist ein gutes Gefühl, wenn man in unserem Alter gebraucht wird. Die Resonanz ist so wunderbar." Annemarie Weber hat als Kind schon immer gern gelesen. "Den Kindern die Welt der Bücher zu öffnen, ist eine schöne Aufgabe und herzerfrischend. Und wir bekommen viel zurück."

Bärbel Prütz ist fertig mit ihrer Geschichte. Die Wichtel waren fleißig, der arme Schuster ist nun glücklich und zufrieden. Und die Kinder haben aufgepasst. Sie wissen, wer alles in der Geschichte mitgespielt hat, welche Arbeitsutensilien auftauchten und was die Wichtel in der Nacht getrieben haben. Mareike, Paul, Wiebke, Max und ihre Freunde bedanken sich mit einem Gedicht, das sie im Chor vortragen:

"Wenn die Honigkerze brennt und ich rieche den Advent, öffne ich das erste Tor, hol den Stern aus Stroh hervor. Steche Butterplätzchen aus, freu mich auf den Nikolaus. Such mein graues Kuscheltier, pack es ein in Glanzpapier. Finde Warten schrecklich schwer, staun ins Weihnachtslichtermeer."


Bärbel Prütz hat den Lütten aus der DRK-Kita "Wildblume" das Märchen vom armen Schuster vorgelesen. Danach wollte sie von den Kindern wissen, wer in diesem Märchen mitspielte, was die Wichtelmänner in der Nacht gemacht haben und welches Werkzeug ein Schuster braucht. Die Lütten haben gut aufgepasst und sich alles gemerkt. Dann wollte Bärbel Prütz natürlich auch wissen, was sich die Kinder vom Weihnachtsmann wünschen: Hier ein paar Dinge, die auf den Wunschzetteln stehen: ein Filly-Pferdchen und -Schloss, ein "ultraflaches Hot-Wheel ultrastill", ein Polly-Pocket-Flugzeug, ein Trecker, ein Autoparkhaus, "wo die Waschanlage mit alleine geht und die Ampel" und ein "dilektisches Fulißeiauto mit Ferndieung". Erzieherin Heike Schumacher wünscht sich von der Lesepatin, dass sie weiter so fleißig ihre "Hausaufgaben" macht. Und Gesundheit steht bei Bärbel Prütz ganz oben auf der Wunschliste. Mit einem Lied und einem Gedicht haben sich die Kinder bei ihrer Lesepatin bedankt. Und wer wollte, durfte dann auch noch eine Wunderkerze anzünden. Frohe Weihnachten!
Fotos: Holger Vonberg