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25.01.2011, OstseeZeitung
Supervision für Seniorenberater
DRK-Kreisverband Rügen bietet Helfenden Hilfe an. Gedankenaustausch über Fürsorge, Pflege und die Lösung von Problemen.
Bergen (OZ) - Wer alte Menschen betreut, wird auf Rügen nicht allein gelassen. Der DRK-Kreisverband bietet den Seniorenbetreuern die so genannte Supervision an, eine hilfreiche Gesprächsrunde. Ein Mittwochabend in der DRK-Lehrrettungswache Bergen: Mit einem Lächeln und Handschlag begrüßt Ulrike Kaiser die vielen Frauen und nur wenige Männer. Ulrike Kaiser ist Dozentin für Weiterbildung im Pflegebereich, kommt aus Stralsund und hat dort eine Praxis für Familientherapie. "Supervision für Seniorenbetreuer" steht heute auf dem Plan. "In dieser sehr persönlichen Runde hören wir uns die besonderen Probleme bei der Betreuung der Angehörigen oder anderer älterer Menschen an und suchen gemeinsam nach Lösungen", sagt Ulrike Kaiser und nennt Beispiele: "Einige ehrenamtliche Seniorenbetreuer werden unfreiwillig einbezogen in einen Familienzwist und sollen Partei ergreifen." Das gehe nicht, die Betreuer müssten neutral bleiben.
Die Gespräche sind sehr emotional. Manchmal fließen auch Tränen — wenn darüber berichtet wird, dass die Pflege an den Kräften zehrt, sich der Zustand des Betreuten verschlechtert oder eigene berufliche oder private Probleme wie eine zentnerschwere Last auf den Schultern liegen. Andrea Beinhoff gehört zur "Generation dazwischen". Ihre Kinder sind erwachsen. Nun brauchen deren Großeltern Hilfe. Mit ihnen fährt Andrea Beinhoff zum Einkauf, begleitet sie bei Arztbesuchen, nimmt sie mit zu Ausflügen. Alles neben ihrer Arbeit in einem Bergener Hotel. "Es tut gut, wenn ich merke, dass meine Eltern die Hilfe als angenehm empfinden." Arbeit und Betreuung unter einen Hut zu bekommen, sei nicht immer einfach. "Manchmal ist man tatsächlich überfordert. Aber hier in der Gruppe merke ich, dass es nicht nur mir so geht", stellt Beinhoff erleichtert fest.
Gudrun Friese nickt. Sie hat gesundheitliche Probleme, ist erwerbsunfähig und mit knapp 40 Jahren Rentnerin geworden. Auch sie engagiert sich in der Seniorenbetreuung, ist im Heimbeirat des DRK-Service-Wohnens in Bergen-Rotensee, hilft in der Nachbarschaft. "Ich möchte nicht nur Hausfrau und mit meinem Fernsehprogramm allein sein. Durch die Hilfe, die ich anderen gebe, mache ich auch etwas für mich." Im Service-Wohnen nimmt sie sich der Sorgen und Probleme der Bewohner an, denen es oft leichter fällt, mit einer "Außenstehenden" zu sprechen als mit dem Personal. "Ich bin auch da, wenn die Familie nicht mehr zuhören will oder kann und wenn die innerfamiliären Kontakte gestört sind. Die Betreuung zu Hause finde ich sehr wichtig, denn nicht nur im Hospizbereich wächst der Bedarf immer weiter." Nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes lag das Durchschnittsalter in Mecklenburg-Vorpommern Ende 2009 bei etwas mehr als 45 Jahren. In strukturschwachen Regionen, im ländlichen Raum, sind es 50 Jahre und mehr. Das weiß auch Jörg Schlanert. Er ist der für Stralsund und Rügen zuständige DRK-Ehrenamtskoordinator und unterrichtet Schüler in Erste-Hilfe-Projekten, die auch die Seniorenbetreuung beinhalten. "Ich nenne das ‚Kids für Senioren' — eine Art Berufsfrühorientierung." Die Schüler der 8. bis 10. Klassen gehen mit den Rentnern spazieren, lernen die Arbeit im Altersheim kennen und damit Verantwortung im sozialen Bereich zu übernehmen.
Holger Vonberg
Supervision für Seniorenberater
DRK-Kreisverband Rügen bietet Helfenden Hilfe an. Gedankenaustausch über Fürsorge, Pflege und die Lösung von Problemen.
Bergen (OZ) - Wer alte Menschen betreut, wird auf Rügen nicht allein gelassen. Der DRK-Kreisverband bietet den Seniorenbetreuern die so genannte Supervision an, eine hilfreiche Gesprächsrunde. Ein Mittwochabend in der DRK-Lehrrettungswache Bergen: Mit einem Lächeln und Handschlag begrüßt Ulrike Kaiser die vielen Frauen und nur wenige Männer. Ulrike Kaiser ist Dozentin für Weiterbildung im Pflegebereich, kommt aus Stralsund und hat dort eine Praxis für Familientherapie. "Supervision für Seniorenbetreuer" steht heute auf dem Plan. "In dieser sehr persönlichen Runde hören wir uns die besonderen Probleme bei der Betreuung der Angehörigen oder anderer älterer Menschen an und suchen gemeinsam nach Lösungen", sagt Ulrike Kaiser und nennt Beispiele: "Einige ehrenamtliche Seniorenbetreuer werden unfreiwillig einbezogen in einen Familienzwist und sollen Partei ergreifen." Das gehe nicht, die Betreuer müssten neutral bleiben.
Die Gespräche sind sehr emotional. Manchmal fließen auch Tränen — wenn darüber berichtet wird, dass die Pflege an den Kräften zehrt, sich der Zustand des Betreuten verschlechtert oder eigene berufliche oder private Probleme wie eine zentnerschwere Last auf den Schultern liegen. Andrea Beinhoff gehört zur "Generation dazwischen". Ihre Kinder sind erwachsen. Nun brauchen deren Großeltern Hilfe. Mit ihnen fährt Andrea Beinhoff zum Einkauf, begleitet sie bei Arztbesuchen, nimmt sie mit zu Ausflügen. Alles neben ihrer Arbeit in einem Bergener Hotel. "Es tut gut, wenn ich merke, dass meine Eltern die Hilfe als angenehm empfinden." Arbeit und Betreuung unter einen Hut zu bekommen, sei nicht immer einfach. "Manchmal ist man tatsächlich überfordert. Aber hier in der Gruppe merke ich, dass es nicht nur mir so geht", stellt Beinhoff erleichtert fest.
Gudrun Friese nickt. Sie hat gesundheitliche Probleme, ist erwerbsunfähig und mit knapp 40 Jahren Rentnerin geworden. Auch sie engagiert sich in der Seniorenbetreuung, ist im Heimbeirat des DRK-Service-Wohnens in Bergen-Rotensee, hilft in der Nachbarschaft. "Ich möchte nicht nur Hausfrau und mit meinem Fernsehprogramm allein sein. Durch die Hilfe, die ich anderen gebe, mache ich auch etwas für mich." Im Service-Wohnen nimmt sie sich der Sorgen und Probleme der Bewohner an, denen es oft leichter fällt, mit einer "Außenstehenden" zu sprechen als mit dem Personal. "Ich bin auch da, wenn die Familie nicht mehr zuhören will oder kann und wenn die innerfamiliären Kontakte gestört sind. Die Betreuung zu Hause finde ich sehr wichtig, denn nicht nur im Hospizbereich wächst der Bedarf immer weiter." Nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes lag das Durchschnittsalter in Mecklenburg-Vorpommern Ende 2009 bei etwas mehr als 45 Jahren. In strukturschwachen Regionen, im ländlichen Raum, sind es 50 Jahre und mehr. Das weiß auch Jörg Schlanert. Er ist der für Stralsund und Rügen zuständige DRK-Ehrenamtskoordinator und unterrichtet Schüler in Erste-Hilfe-Projekten, die auch die Seniorenbetreuung beinhalten. "Ich nenne das ‚Kids für Senioren' — eine Art Berufsfrühorientierung." Die Schüler der 8. bis 10. Klassen gehen mit den Rentnern spazieren, lernen die Arbeit im Altersheim kennen und damit Verantwortung im sozialen Bereich zu übernehmen.
Holger Vonberg