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26.04.2011, OstseeZeitung
Maik Ferch hilft im Kampf gegen den Krebs
DRK-Koch von Rügen hat Stammzellen gespendet, mit denen ein 49-jährige Leukämiekranker therapiert wird.
Von Holger Vonberg
Maik Ferch hilft nicht nur Leben retten, er macht auch satt. Als Koch schwingt er die Kelle in den DRK-Werkstätten in Bergen. Foto:hv
Garz/Dresden – Es ist der 28. Dezember 2010. Noch drei Tage bis Silvester. Höchste Zeit für noch einegute Tat imalten Jahr.Der Rüganer Maik Ferch, 40 Jahre alt undKoch im DRK-Kreisverband Rügen, liegt in Dresden entspannt in einem Sessel. Relaxen aber ist anders. Denn in beiden Armen stecken Kanülen. Links wird Blut entnommen. Über ein Schlauchsystem läuft der Lebenssaft in eine Maschine, in der eine Zentrifuge arbeitet.
Die Stammzellen werden vom Blut getrennt, das dann wieder in seinen rechten Arm fließt. Knapp drei Stunden dauert diese Prozedur. Maik Ferch spendet Knochenmark, das erste Mal in seinem Leben. Seine Frau und sein achtjähriger Sohn Ben-Jannik begleiten ihn.
"Ich habe mich vor ein paar Jahren typisieren lassen, ganz einfach, um anderen Menschen zu helfen", erzählt Maik Ferch bescheiden. Fünf Milliliter Blut seien ihm damals abgenommen worden. Mit einem Wattestäbchen erfolgte dann noch ein Wangenabstrich, um die Gewebemerkmale analysieren zu können. Und genau diese Merkmale von dem Mann aus Garz stimmten in mehreren Punkten mit einem Patienten überein, der an Leukämie erkrankt war. Diagnose: Blutkrebs. Alle 45 Minuten erfährt deutschlandweit ein Mensch diese schreckliche Wahrheit.
"Soweit ich weiß, handelt es sich um einen 49-jährigen Mann, der in Deutschland lebt und meine Stammzellen bekommen hat. "Erst in zwei Jahren, Einverständnis vorausgesetzt, kann Maik Ferch nach Informationen der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) mit diesem Menschen in Kontakt treten. "Das werde ich vielleicht tun." Silvester feiert der Koch schon wieder auf Rügen. Tage später beginnen seine Stammzellen, sich in den Knochenhohlräumen des Empfängers einzunisten und neue, gesunde Blutzellen zu bilden. Bei 40 bis 80 Prozent der transplantierten Patienten verläuft diese Behandlung erfolgreich.
Maik Ferch kennt die Grundsätze des Roten Kreuzes genau. Auch deshalb hat er sich typisieren lassen. "Das müssten noch viel mehr Leute tun. Zwar hat Deutschland mit zwei Millionen potenziellen Spendern die weltweit größte Knochenmarkspenderdatei, dennoch ist der Bedarf unendlich groß. Schließlich ist es wie die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen, einen passenden Spender zu finden."
Maik Ferch drückt weiter die Daumen, dass sein Einsatz den gewünschten Erfolg bringt. Für Ben-Jannik ist er ein Held. Auch für die drei Töchter, die seine Frau mit in die Ehe gebracht hat. Die 21-jährige Bianka-Sophie ist stolz auf ihren Stiefvater. "Er hilft gern. Und es ist gut, dass er sich so engagiert. Ein bisschen neidisch bin ich auch. Warum? Weil ich Tabletten nehme, darf ich leider nicht spenden", bedauert sie.
25 Blutspenden stehen auf Maik Ferchs Karte. Weitere werden folgen. Und auch für Knochenmarkspenden ist er weiter ansprechbar. "Nebenwirkungen hatte ich nicht. Das Problematische waren eigentlich nur die starken Schneefälle und Verwehungen zum Jahreswechsel."
Maik Ferch liebt Hausmannskost, wirtschaftet gern im Haus und auf dem Hof. Im Sommer wird an Rügens Südzipfel, am Palmer Ort, oft gebadet. Die Sonne scheint. Er wirft einen Blick zur Uhr und setzt seine Kochmütze auf. Gleich beginnt der Ansturm in der Küche der DRK-Werkstätten an der Tilzower Chaussee. Täglich gehen hier 480 Portionen über den Tresen. Auch der Kindergarten wird beliefert. Und 180 behinderte Menschen sind kritische Gäste. "Ihre Offenheit und Ehrlichkeit gefällt mir", sagt der Koch, der auch an den großen Bottichen und Pfannen gern mit seinen behinderten Kolleginnen arbeitet. "Wir mögen einander. So, jetzt muss ich aber los."
Spender werden
10 250 Menschen in Deutschland erkranken im Durchschnitt jedes Jahr an Leukämie. Die Diagnose Blutkrebs trifft mehr Männer (rund 5500), während es 4750 Frauen jedes Jahr sind. Unser Land liegt damit im europäischen Mittelfeld bei der Erkrankungsrate. Die niedrigste Rate haben Finnland und Polen. Stammzellenspender kann jeder Freiwillige werden und sich bei der DKMS registrieren. Das geht sogar online im Internet unter www.dkms.de. Die Deutsche Knochenmarkspendendatei ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im vergangenen Jahr für knapp 2500 Leukämiepatienten weltweit passende Stammzellenspender gefunden hat.