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01.12.2012, OstseeZeitung
Nachhilfe im Kinderhaus: Kerstin ist bald fit in Mathe

Familie Manfraß in Göhren kümmert sich um fünf Pflegekinder, die ihr vom Jugendamt anvertraut worden sind. Auch hier helfen Gelder aus dem DRK-Fonds bei der Arbeit.

Von Holger Vonberg

Gerhard Junghahn hilft Kerstin in Mathematik auf die Sprünge, finanziert über Spenden der OZ-Aktion Helfen bringt Freude
Gerhard Junghahn hilft Kerstin in Mathematik auf die Sprünge, finanziert über Spenden der OZ-Aktion "Helfen bringt Freude". Foto: Holger Vonberg
Göhren – Dieser Dezimalbruch hat es in sich. Erst recht die Aufgabenstellung. Kerstin rollt mit den Augen. Die Zwölfjährige beugt sich in ihrem Zimmer wieder über das Buch. Mathe, Klasse 6: Addition und Subtraktion von Dezimalbrüchen. Viel lieber würde sie Fußball spielen mit ihren Freunden. Aber die Nachhilfe in Mathe muss sein, denn über ihre Note in dem Fach ist sie schon einmal gestolpert. Bei diesem einen Mal soll es auch bleiben. Seit Oktober bekommt sie nun Unterstützung von Gerhard Junghahn, einem Mathelehrer im Ruhestand. Ruhig erklärt er ihr die Aufgabe und führt das Mädchen in Richtung Lösungsweg, während Paul, der Border-Collie, munter durch den Garten springt.

Der Garten, Paul und Kerstin gehören zum privaten Kinderhaus, das die Eheleute Manfraß seit nun sieben Jahren führen, ein helles Haus mit viel Freiraum und Rückzugsmöglichkeiten. "Hier geht es zu wie in einer ganz normalen Familie", sagt Marlies Manfraß, ausgebildete Erzieherin und Lehrerin und ehemalige Internatsleiterin an der Förderschule. Sie ist mehrals nur eine Ersatzmutti für fünf Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren, die ihr von den Jugendämtern anvertraut worden sind. Unter ihren Fittichen erleben die Schützlinge, wie Familie funktioniert – mit allen Rechten und Pflichten. Vor allem aber mit Zuwendung. "So haben wir auch unseren eigenen Sohn erzogen", sagt die Kinderhausmutti, die von Kerstin einfach Marlies genannt wird.

Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück, nicht einfach so im Vorbeigehen. Am Tisch wird über alles Mögliche gesprochen, über alles, was auf dem Herzen liegt. Wenn die Kinder dann in der Schule sind, macht Marlies Manfraß den Haushalt, kocht Mittag, organisiert Termine. Am Nachmittag begleitet sie die Kinder mal zum Arzt, mal in die Stadt. In den Ferien geht es mit dem Kleinbus ins Sommercamp nach Ketzin, wo sie neben dem Wohnwagen Zelte aufbauen. Von dort aus erkunden sie Potsdam und Berlin und sind auch bei den Dauercampern auf dem Platz gern gesehene Nachbarn. "Auf dem Platz geht es sehr familiär zu", so Marlies Manfraß, die sich ganz herzlich auch beim Betreiber Jörg Neumann bedanken möchte, weil er ihnen nicht nur ein Boot für Ausflüge kostenlos zur Verfügung stellt sondern ihnen auch sonst in vielen Fragen entgegen kommt.

Kerstin hat früher beim VfL Bergen Leichtathletik trainiert. Das hat ihr Spaß gemacht, Hochsprung, Langstreckenlauf, Handballweitwurf. Jetzt mag sie eher Badminton. Und vielleicht auch irgendwann die Dezimalbrüche. "Auf Drei stehe ich schon in Mathe." Finanziert wird ihre Nachhilfe aus dem Fonds der OZ-Aktion "Helfen bringt Freude", die in Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband Rügen läuft und auch in diesem Jahr benachteiligte Kinder und Familien unterstützt. "Das ist eine super Sache", freut sich Marlies Manfraß und wünscht der Aktion ganz viele Spender. Und Kerstin? Sie wünscht sich zu Weihnachten einen DVD-Player – am liebsten mit dem Film "Madagascar 3". Die Mutti zuckt mit den Schultern. Schließlich sind auch vier weitere Schützlinge zu beschenken.

Von einer Karriere als Model hat Kerstin schon mal geträumt. Aber das hat sie sich längst abgeschminkt. Denn Physiotherapeutin möchte sie später werden.


"Projekt ist Investition in die Zukunft"

Bergen – Der Geschäftsführer des Rügener Roten Kreuzes, Gerhard Konermann, zählt zu den Vätern des DRK-Hilfsfonds, der auf der Insel 2007 ins Leben gerufen wurde. Das Projekt hat seitdem nichts an Wichtigkeit verloren, betont er.

OSTSEE-ZEITUNG: Seit Sie den DRK-Hilfsfonds vor fünf Jahren aufgelegt haben, konnten Sie bereits in 1700 Einzelfällen Menschen helfen. Wie bewerten Sie diese Zahl?

Gerhard Konermann: Sie ist beeindruckend und unterstreicht, dass Rügen dieses Projekt braucht.

OZ: Was ist das Besondere am DRK-Hilfsfonds?

Konermann: Das wir – zwar mit fachmännischer Prüfung – aber doch unbürokratisch dort helfen können, wo es brennt. Und vor allem dank der OZ-Leser, die seit 2007 einen Großteil unserer 150 000 Euro an Spendengeldern eingezahlt haben, können wir auch wirklich etwas bewegen.

OZ: Der Hilfsfonds springt in sehr vielen Fällen mit überschaubaren Summen ein. Besser als in wenigen Fällen große Beträge zu investieren?

Konermann: In diesem Fall ja. Denn so schaffen wir ein Projekt, das in der Gesellschaft richtig für Wirkung sorgt. Wir unterstützen mit dem Hilfsfonds ja vor allem Kinder und Jugendliche in den Bereichen Bildung, Sport und Soziales. Wir bezahlen Nachhilfe, Mitgliedsbeiträge im Verein, ermöglichen mit Mietbeihilfen den Ausbildungsstart, übernehmen Kosten im Theatercamp. So helfen wir unserem Rügener Nachwuchs, sich besser zu entwickeln – in ganz vielen Einzelfällen. Der DRK-Hilfsfonds ist sicher ein Stück weit Investition in eine bessere Zukunft auf der Insel.

OZ: Neben genannten Projekten kümmert sich der Fonds auch zunehmend um Rüganer in Krisensituationen. Ist es beispielsweise auch möglich, mit Spendengeld die Menschen zu unterstützen, deren Haus am Mittwoch im Bergener Kiebitzmoor abbrannte?

Konermann: Grundsätzlich ist mit dem Fonds alles möglich, da gilt es die Bedürftigkeit im Einzelfall zu prüfen. Es stimmt, dass die Zahl der Akuthilfen in Krisensituationen weiter steigend ist. Das zeigt, dass wir Töpfe wie den unseren weiter dringend brauchen.

Interview:Alexander Loew


Spendenkonto:
Sparkasse Rügen
Kontonummer: 300 300 10
Bankleitzahl:     130 510 42
Verwendung:    Helfen bringt Freude