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07.11.2012, OstseeZeitung
Bangen um Zukunft der Förderschule Patzig

Betreiber und Kommune streiten über Pachtvertrag. Landrat hofft auf schnelle Einigung im Sinne der 66 betroffenen Kinder.

Von Alexander Loew

Die Schule zur individuellen Lebensbewältigung in Patzig ist in gutem Zustand
Die Schule zur individuellen Lebensbewältigung in Patzig ist in gutem Zustand. Das Rote Kreuz, seit zehn Jahren Betreiber der Hauses, hat 350 000 Euro in die Sanierung gesteckt. Foto: Alexander Loew
Patzig – Die Unruhe ist groß an der Förderschule des Deutschen Roten Kreuzes in Patzig:"Über eine mögliche Schließung sprechen wir momentan täglich", bestätigt Direktorin Christine Porath. Ursache der Angst ist die unklare Mietsituation zwischen Schulbetreiber DRK und der Gemeinde, die Eigentümerin der Immobilie ist. Ende August lief der Pachtvertrag aus und bis jetzt konnten sich die beiden Parteien nicht über die Konditionen für eine Verlängerung einigen.

DRK-Geschäftsführer Gerhard Konermann sieht das Angebot der Patziger Gemeindevertretung als Provokation und vermutet dahinter gar die Absicht, die Schule aus dem Ort vertreiben zu wollen. Bürgermeisterin Irit Vollbrecht (CDU) – einst selbst DRK-Mitarbeiterin – hat dem Roten Kreuz einen neuen Pachtvertrag über zwei Jahre mit sechs Monaten Kündigungsfrist angeboten. Die Laufzeit des abgelaufenen Papiers hatte sich über zehn Jahre erstreckt.

"Mit den nun avisierten zwei Jahren haben wir bei weitem nicht die Planungssicherheit, die wir für eine solche Einrichtung benötigen", betont Konermann.An der Förderschule "Zur individuellen Lebensbewältigung" lernen 66 Kinder mit schwersten geistigen und körperlichen Behinderungen. Betreut werden sie von 25 Lehrern und Erziehern. Für Irritation sorgt neben der Dauer des Mietvertrags auch eine Grundsatzentscheidung der Patziger Gemeindevertretung zur "Entwicklung des ehemaligen Schulstandortes". Die Abgeordneten einigten sich darauf, in dem Bereich Wohnbauflächen entwickeln zu wollen. "Soll eine Schule für Behinderte jetzt etwa weggedrängt werden, um Eigenheime zu bauen und neue Bewohner zu locken, die der Gemeinde Geld bringen?", erregt sich Konermann.

Das sei keinesfalls die Absicht, beteuert Irit Vollbrecht. "Die behinderten Kinder sind voll integriert und akzeptiert in unserer Gemeinde. Es geht aber darum, ein Mischgebiet zu entwickeln mit Wohnhäusern im Umfeld der Schule", verdeutlicht die Bürgermeisterin. Die zweijährige Laufzeit des Mietvertrag für das Schulgebäude sei allein darin begründet, dass man mit einer kürzeren Spanne aktueller auf den Markt reagieren und auch den Pachtzins anheben könne, so Vollbrecht. Am Fortbestand der Schule wolle man nicht rütteln.

Gefährdet ist die Zukunft dennoch, wenn sich beide Parteien nicht einigen. Denn Konermann wird einen Vertrag über zwei Jahre nicht unterzeichnen: "Wir brauchen mindestens fünf Jahre, ansonsten müssen wir die Trägerschaft der Schule aufgeben", sagt der DRK-Chef. Wegen der verhärteten Fronten hat sich nun schon die ehrenamtliche Behindertenbeauftragte des Landkreises, Gundela Knäbe, eingeschaltet. Sie wirbt um Sachlichkeit und will die Parteien nun nach schwierigen Gesprächen der vergangenen Wochen wieder an einen Tisch holen.Auch Landrat Ralf Drescher (CDU) verfolgt das Geschehen in Patzig genau. Die Schule sei ein Segen für die Kinder mit Handicap. Beide Seiten sollten daher so gut es geht aufeinander zugehen.


Verhärtete Fronten

Alexander Loew hofft, dass Lehrer und Familien der Förderschule schnell Klarheit über ihre Zukunft haben.

Der Chef des Roten Kreuzes ist sauer über die Konditionen, die ihm die Gemeinde für den neuen Pachtvertrag seiner Förderschule bietet. Die Patziger finden sie fair und betonen, dass sie die Bildungsstätte im Ort behalten wollen. Fest steht: Beide Seiten müssen schnell an einen Tisch und eine Lösung finden. Denn die jetzigen verhärteten Fronten und das Bangen um die Schule verunsichern Lehrer, Kinder und Eltern zutiefst.


"Bei uns geht die Angst um. Viele befürchten, dass die Schule geschlossen wird." Christine Porath, Leiterin der Förderschule Patzig