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Rügen-Stralsund e. V.

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09.11.2012, OstseeZeitung
Streit um gefährdete Förderschule in Patzig spitzt sich zu

Lehrer verteilen Flugblätter an Einwohner mit Kritik an der Gemeinde. Bürgermeisterin weist Schließungsabsicht zurück. Krisengipfel am Montag soll Lösung bringen.

Von Alexander Loew

Schulleiterin Christine Porath und einige ihrer Schützlinge mit den Flugblättern, die sie im Ort verteilt haben.
Schulleiterin Christine Porath und einige ihrer Schützlinge mit den Flugblättern, die sie im Ort verteilt haben. Foto: Stefanie Büssing
Patzig – Die Töne werden rauher, die Aktionen schärfer im Streit um die von der Schließung bedrohte DRK-Förderschule Patzig (OZ berichtete). Für Aufregung im Ort nahe der Inselhauptstadt Bergen sorgt jetzt ein Flugblatt, das die Lehrer und ihre Schützlinge verteilt haben: Darauf schreibt Schulleiterin Christine Porath den Einwohnern, dass die Gemeindevertretung den Mietvertrag für die Schule ab 2014 nicht mehr verlängern wolle, um auf dem Gelände der Schule eine Eigenheimsiedlung zu errichten.

"Dieser Brief ist ein Skandal", meint Patzigs Bürgermeisterin Irit Vollbrecht (CDU). Die Schulleiterin verunsichere damit die Leute und verbreite Unwahrheiten. Fakt ist: Der Fortbestand der Bildungsstätte steht tatsächlich auf dem Spiel, da sich die Gemeinde als Eigentümerin des Hauses und das Rote Kreuz als Schulbetreiber bislang nicht über die Konditionen für einen neuen Pachtvertrag einigen können.Der letzte Kontrakt über eine Laufzeit von zehn Jahren war Ende August ausgelaufen, nun herrscht Vakanz.

Bürgermeisterin Vollbrecht betont allerdings, dass sie und ihre Abgeordneten keinesfalls die Schule für den Bau von Eigenheimen abreißen wollen: Rügens DRK-Geschäftsführer Gerhard Konermann vermutet dies, weil ihm das Patziger Parlament nur noch einen Pachtvertrag über zwei Jahre anbietet. "Wir haben uns für diese Dauer entschieden, um schneller auf Marktlagen reagieren und auch die Miete anheben zu können", begründet Irit Vollbrecht. Konermann kontert, dass er für die Schule einen Mietvertrag über mindestens fünf Jahre brauche, um planen zu können:"Wenn wir diese Frist nicht bekommen, können wir die Schule in Patzig nicht halten", sagt er. Die verhärteten Fronten haben bereits die Vertreter des Schulträgers, den Landkreis, auf den Plan gerufen. Landrat Ralf Drescher (CDU) forderte beide Seiten auf, sich zu einigen: Die Zukunft der Schule, in der schwer geistig und körperlich Behinderte lernen, dürfe nicht durch Streitigkeiten um Formalien gefährdet werden. Auf Vermittlung der Kreis-Behindertenbeauftragten Gundela Knäbe (CDU) soll am Montag in Patzig ein Krisengipfel stattfinden, bei dem die Beteiligten unter Moderation der Bildungs-Beigeordneten von Vorpommern-Rügen, Carmen Schröter, über ihre Positionen verhandeln.

Wie die OZ erfuhr, gibt es in Teilen der Patziger Gemeindevertretung durch die große Öffentlichkeit in dem Fall inzwischen die Bereitschaft, doch einen Fünf-Jahres-Vertrag anzubieten: "Wir wollen die Schule im Ort, die Eigenheime, mit denen wir neue Bewohner zu uns holen wollen, sollen drumherum entstehen", betont Irit Vollbrecht. Von Schulleiterin Christine Porath erwartet sie wegen der Flugblätter eine Entschuldigung. Aber die Direktorin bleibt bei ihrer Haltung. Es stimme doch, dass die Gemeinde mit ihrem aktuellen Angebot nur bis 2014 zur Schule stehe.


Bildungsstätte seit 2002 in Patzig

66 behinderte Kinder und Jugendliche von der gesamten Insel Rügen lernen in Patzig an der Förderschule "Zur individuellen Lebensbewältigung". Das Rote Kreuz betreibt die Bildungsstätte seit 2002 im Ort. Er liege zentral und sei damit für Eltern und Schüler die bestmögliche Lösung auf der Insel, meint DRK-Chef Gerhard Konermann. Das Rote Kreuz hat seit der Übernahme des alten Patziger Schulhauses 350 000 Euro investiert, um die Immobilie auf Vordermann zu bringen.