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Fehlende Rettungsschwimmer: Nicht alle Türme sind besetzt
Bis Ende September schicken DLRG und Wasserwacht über 3000 Helfer an die Strände. Das sind aber nicht genug. Vor allem zum Saisonstart bleiben viele Wachen zu.

DRK-Rettungsschwimmer im Einsatz
Foto: DRK Kreisverband Rügen e.V.
Rostock – Es geht wieder auf die Türme: Heute treten die Rettungsschwimmer ihren Dienst an. Mehr als 3000 ehrenamtliche Helfer aus
ganz Deutschland werden bis Ende September in Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz sein. Entlang der Küste und an Seen passen sie auf die Badegäste auf. Doch gerade im Mai, zu Beginn der Badesaison, gibt es Probleme bei der Besetzung der Türme. "Da haben wir immer Schwierigkeiten, Helfer zu finden", klagt Thomas Powasserat von der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Grund: Die meisten freiwilligen Helfer sind Schüler und Studenten. "Und die haben nur Zeit in den Ferien", erklärt Powasserat. Den gleichen "Fachkräftemangel" gibt es bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Auch sie kann an ihre Strände und Seen im Moment nur wenige Rettungsschwimmer schicken. "Doch alle Hauptwachen werden besetzt sein", versichert DLRG-Einsatzleiterin Mai Bartsch.
Die Ostseebäder und Kommunen im Land lassen sich die Rettungsschwimmer einiges kosten. Nicht ohne Grund: Ein Drittel aller Urlauber im Nordosten sind Familien. "Eltern legen viel Wert auf die Sicherheit ihrer Kinder", betont Tobias Woitendorf, Sprecher des Landestourismusverbandes. Zudem dürfen sich Badeorte nur mit dem Titel "Kurheilbad" oder "Ostseebad" schmücken, wenn sie bewachte Strände vorweisen können. Das bestätigt Marianne Düsterhöft, Geschäftsführerin des Bäderverbandes MV. Neben einer kostenlosen Unterkunft würde jeder Rettungsschwimmer eine Aufwandspauschale von 20 bis 25 Euro pro Tag bekommen. "Davon müssen sie sich aber selbst verpflegen", erklärt Mai Bartsch. Das sei nicht besonders lukrativ. Für einen harten Acht-Stunden-Tag blieben am Ende etwa zehn Euro übrig. "Wir leben vom ehrenamtlichen Engagement", betont die Einsatzleiterin. Und der Spaß am Ehrenamt scheint wieder mehr zu werden. "In den vergangenen Jahren hatten wir große Schwierigkeiten, genügend Rettungsschwimmer zu finden", berichtet Powasserat. Doch in dieser Saison seien die Einsatzpläne bereits gut gefüllt. Vor allem die Strände auf den Inseln sind heiß begehrt. Nach Prerow und Binz wollen viele Rettungsschwimmer, auch ins Ostseebad Kühlungsborn. Einige Türme sind bereits seit Anfang Mai besetzt, zum Beispiel in Dierhagen und Zingst (beide Landkreis Vorpommern-Rügen) oder auf der Insel Usedom. Der erste größere Helfertrupp rückt aber heute an. Mit dem offiziellen Start der Badesaison 2012 sind zumindest die Hauptwachen besetzt, auch an den Rostocker Stränden in Warnemünde und Hohe Düne. Während der Ferienzeit sollen dann alle Türme geöffnet werden.
Laut DLRG sind im vergangenen Jahr 21 Menschen in Gewässern von MV ertrunken. "Weil viele Badestellen nicht bewacht sind", erklärt Mai Bartsch. Und Powasserat ergänzt: "Glück im Unglück haben diejenigen, denen an bewachten Stränden etwas passiert." Dort könnten die Rettungsschwimmer helfen.Die der Wasserwacht mussten 2011 sechs Menschen nach Badeunfällen wiederbeleben, in zwei Fällen waren sie nicht erfolgreich. Die meisten Verunglückten erleiden zuvor einen Schlaganfall oder Herzinfarkt: "Das sind Dinge, die können auch zu Hause passieren", so Powasserat.
Ausbildungskurse am Strand
11 Menschen haben die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in der Badesaison 2011 vor dem Ertrinken gerettet. Insgesamt absolvierten die ehrenamtlichen Helfer rund 1000 Einsätze. Die Rettungsschwimmer von der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes rückten zu rund 4000 Einsätzen aus, darunter 131 Wasserrettungen.
In Binz auf der Insel Rügen startet die DLRG am 28. Juli mit einer Gedenkveranstaltung in ihr 100-jähriges Bestehen. Das Seebrückenunglück von 1912 führte zur Gründung der DLRG. Damals ertranken 17 Menschen beim Einsturz des Brückenkopfes.
Urlauber und Einheimische können sich am Strand zu Rettungsschwimmern ausbilden lassen. Die DLRG-Kurse dauern sechs Tage. Kosten: 120 Euro.