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Rügen-Stralsund e. V.

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29.05.2012, OstseeZeitung
Ganz aus Lehm: In Garz wird Prima-Klima-Kita gebaut

Symbolischer Spatenstich für das rund zwei Millionen Euro teure Vorzeigeprojekt wurde gestern vorgenommen. Neubau ist komplett recyclebar.

Von Udo Burwitz

Friderike und Cedrik rammen ihre Schaufeln ins Erdreich.
Friderike und Cedrik rammen ihre Schaufeln ins Erdreich. Die zwei sechsjährigen Vorschulkinder übernahmen gestern gemeinsam mit dem Vorsitzenden des DRK-Kreisverbandes, Andreas Bachmann (l.), den symbolischen Spatenstich für eine neue Kindertagesstätte in Garz. Foto: U. Burwitz

Garz – In Garz wird für die Zukunft gebaut. Der Nachwuchs bekommt ein neues zweites Zuhause. Das zukunftsorientierte Bauen setzt auf jahrhundertealte Baustoffe. Die Mädchen und Jungen werden in ein Oval aus dicken Lehmwänden ziehen. Die sorgen für eine super Energiebilanz. In Garz wird eine Prima-Klima-Kindertagesstätte gebaut, die landesweit Maßstäbe in Sachen Umwelt- und Klimaschutz setzt. Gestern wurde der Startschuss für den Bau des rund zwei Millionen Euro teuren Vorzeigeprojektes gegeben.

Friderike und Cedrik sind aufgeregt. Kurz nach 10 Uhr bekommen die beiden Vorschulkinder der ältesten Stadt Rügens Plasteschaufeln in die Hand gedrückt. Zusammen mit Andreas Bachmann, Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Rügen, marschieren die Sechsjährigen auf die bereits planierte Brache unmittelbar neben der Regionalen Schule. "Jetzt könnt ihr loslegen. Ihr schaufelt auch für euer neues Zuhause", ermuntert Bachmann die beiden, die Schaufeln ins Erdreich zu stoßen. Der Boden ist ziemlich hart, Friderike und Cedrik strengen sich an – und schaffen es: Der symbolische Akt ist vollbracht.

Ein kurzer Augenblick, sagt Bachmann, der einer zweijährigen Vorbereitung bedurfte. "Wir wollten hier keinen Null-acht-fünfzehn-Bau hinsetzen, sondern eine Vision verwirklichen, nämlich die einer Prima-Klima-Kita mit Modellcharakter", begründet der Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes, der Bauherr ist.

"Das Ufo, das heranschwebt, wird sicher eines der größten Lehmbauten in MV, wenn nicht gar in ganz Deutschland", ist Martin Wollensak sicher. Der Professor der Hochschule Wismar hält das Modell der Prima-Klima-Kita in den Händen. Es hat Ähnlichkeit mit einem Ufo, ist oval. "Diese Form haben wir gewählt,um die bestmögliche Energiebilanz zu erreichen", begründet Wollensak. Das Vorzeigeprojekt ist zugleich ein Forschungsprojekt der Wismarer Hochschule. Sie hat den Neubau konzipiert. "Nach dem Dreifach-Null-Ansatz", erläutert der Professor. Der Neubau werde die Umwelt dreifach schonen. Er gibt keine schädlichen Emission ab, kommt ganz ohne den Einsatz fossiler Energien aus und ist bei einem Rückbau komplett recyclebar. Deshalb wird schon bei der Grundplatte für den Neubau auf Beton verzichtet. "Dessen Herstellung ist energieintensiv. Wir setzten Glasschotter aus recyceltem Altglas ein", so Wollensak. Auf diesem Fundament werden tragende Wände aus Lehm – gewonnen in der Region – hochgezogen, skizziert er weiter. "Die Wände sind 65 Zentimeter stark, wir können auf zusätzliche Dämmstoffe verzichten." Ein ausgeklügeltes Lüftungssystemund ein Erdkollektor, der die Luft erwärmt, werden in den Räumen–alle ausgerichtet auf einen mit Folie überdachten Innenhof – für Wohlbehagen im Prima-Klima sorgen.

Darauf freut sich auch schon Dagmar Büchsenschuß. "In unserem noch aktuellen Kindergartengebäude an der Heidestraße haben wir schon 2006 das 70. Jubiläum gefeiert. Der Bau ist ziemlich marode und viel zu klein geworden", umschreibt die Leiterin der vom DRK betriebenen Kita die Zustände. "Einen Kreaktiv- und Bewegungsraum haben wir gar nicht."

Die wird es im neuen Oval für die Kinder aber geben. "In einem Jahr treffen wir uns hier wieder, um die Einweihung der Prima-Klima-Kita zu feiern", verspricht Andreas Bachmann.


Alles öko auf 1000 Quadratmetern

1,2 Millionen Euro Fördergeld bekommt der DRK-Kreisverband Rügen für das Garzer Kita-Projekt. Finanziell unterstützt wird das Vorhaben
vom Land, der Deutschen Bundesstiftung Umweltschutz und dem Landkreis. Die Kita wird komplett aus ökologischen Baustoffen errichtet. Der Neubau hat eine Grundfläche von insgesamt 1000 Quadratmetern.

102 Mädchen und Jungen besuchen die Garzer Kita. Zurzeit sind Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder in drei verschiedenen Gebäuden
untergebracht. Mit dem Neubau ziehen alle unter ein Dach.