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26.04.2013, OstseeZeitung
DRK-Werkstätten: Eine Chance für behinderte Rüganer
Nicht nur Aufträge für Unternehmen werden übernommen – die Männer und Frauen werden auch für Jobs auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet.
Von Holger Vonberg

Die Holzstäbchen werden festgeklopft und bekommen einen Docht. So entsteht ein Kaminanzünder. Foto: Holger Vonberg
Bergen – Hier sind Fingerfertigkeit, Geduld und Augenmaß gefragt: in der Montageabteilung der DRK-Werkstätten für behinderte Menschen(WfbM)im Bergener Gewerbegebiet Tilzow. Mathias nimmt von einem großen Berg ein kleines Holzstäbchen und prüft, ob es in die mit einer Schablone bedeckte Schale passt. Wenn nicht, spaltet er das Holzstück mit einem Handhebelgerät. Sind genügend Stäbchen zusammen, werden sie in einen Pappring gesteckt, auf die richtige Höhe geklopft und schließlich mit einem Docht versehen. Fertig ist der Kaminanzünder.
Gleich nebenan tütet Anke Plastebesteck für einen Discounter ein, während Mandy schon ungeduldig auf die Uhr schaut, denn die Briefe können nicht warten. Kistenweise sind heute wieder so genannte Mailings zum Postamt zu bringen, denn viele Menschen wollen sich über die Angebote der Rügener Tourismuswirtschaft informieren und lassen sich unter anderem Gastgeberkataloge schicken. Diese Sendungen, an manchen Tagen sind es mehrere Tausend, müssen mit weiteren Werbeflyern bestückt, beschriftet, frankiert und schließlich an die richtigen Adressaten bundesweit auf den Weg gebracht werden. Auch das gehört zu den Aufgaben der vier Gruppen in der Montage, in denen behinderte Menschen arbeiten. Torsten ist einer von ihnen: "Die Arbeit ist schon in Ordnung, auf jeden Fall besser, als zu Hause zu sitzen. Hier ist man unter Menschen, kann sich unterhalten und auch mal einen Witz machen."
Anika freut sich schon auf den nächsten Ausflug, denn auch das gehört dazu. "Letztens waren wir bowlen. Wer gewonnen hat? Alle!" Denn die Schnitzel, die es danach im Pommernstübchen Göhren gab, waren besonders lecker, verrät sie lachend.
Seit 1990 gibt es die Werkstätten. In den Gebäuden in Tilzow sind sie seit 1997. Heute werden in den WbfM an drei Standorten in Bergen 220 schwerbehinderte Menschen von Fachkräften für Arbeits- und Berufsförderung mit sonderpädagogischer Zusatzausbildung betreut.
"Unser Ziel ist es, den behinderten Menschen eine berufliche Bildung zukommen zu lassen, damit sie auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt integriert werden können", sagt Werkstattleiter Sören Baumeister. Und es sei schon tatsächlich gelungen, einige Mitarbeiter zu vermitteln – an Reinigungsfirmen, als Küchenhilfen in Restaurants und in eine Wäscherei, wo sie entweder in Praktika oder auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz der Werkstätten beschäftigt sind. Aber das sei leider immer noch eher die Ausnahme. "In unseren Werkstätten bekommen die vorrangig geistig aber auch mehrfach behinderten Menschen eine Chance. Sie stehen als eigenständige Persönlichkeit im Mittelpunkt. Hier erfahren und spüren sie, dass sie gebraucht werden", sagt der Werkstattleiter.
Elke Marschalk, die zusammen mit Thomas Lück eine der Montagegruppen mit knapp 30 Mitarbeitern betreut, kann das nur bestätigen. Sechs Stunden täglich sind ihre Mitarbeiter in der Werkstatt beschäftigt. Nebender Grundsicherung bekommen sie einen Zuverdienst. Viel wichtiger als der, so Sören Baumeister, sei jedoch die Zuwendung.
Das Arbeitsfeld
Neben der Montage gibt es in den Werkstätten eine hervorragend ausgestattete Tischlerei, die Bereiche Landschaftspflege, Metallbau, die Siebdruckerei, eine Schneiderei, den hauswirtschaftlichen Bereich, die Küche und Reinigung.
Bei Aufträgen aus der Wirtschaft werde Qualität zu günstigen Preisen garantiert, heißt es aus den Werkstätten. Während man für Firmen arbeite, hätten diese mehr Zeit für ihr Kerngeschäft.
DRK-Werkstätten: Eine Chance für behinderte Rüganer
Nicht nur Aufträge für Unternehmen werden übernommen – die Männer und Frauen werden auch für Jobs auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet.
Von Holger Vonberg

Die Holzstäbchen werden festgeklopft und bekommen einen Docht. So entsteht ein Kaminanzünder. Foto: Holger Vonberg
Bergen – Hier sind Fingerfertigkeit, Geduld und Augenmaß gefragt: in der Montageabteilung der DRK-Werkstätten für behinderte Menschen(WfbM)im Bergener Gewerbegebiet Tilzow. Mathias nimmt von einem großen Berg ein kleines Holzstäbchen und prüft, ob es in die mit einer Schablone bedeckte Schale passt. Wenn nicht, spaltet er das Holzstück mit einem Handhebelgerät. Sind genügend Stäbchen zusammen, werden sie in einen Pappring gesteckt, auf die richtige Höhe geklopft und schließlich mit einem Docht versehen. Fertig ist der Kaminanzünder.
Gleich nebenan tütet Anke Plastebesteck für einen Discounter ein, während Mandy schon ungeduldig auf die Uhr schaut, denn die Briefe können nicht warten. Kistenweise sind heute wieder so genannte Mailings zum Postamt zu bringen, denn viele Menschen wollen sich über die Angebote der Rügener Tourismuswirtschaft informieren und lassen sich unter anderem Gastgeberkataloge schicken. Diese Sendungen, an manchen Tagen sind es mehrere Tausend, müssen mit weiteren Werbeflyern bestückt, beschriftet, frankiert und schließlich an die richtigen Adressaten bundesweit auf den Weg gebracht werden. Auch das gehört zu den Aufgaben der vier Gruppen in der Montage, in denen behinderte Menschen arbeiten. Torsten ist einer von ihnen: "Die Arbeit ist schon in Ordnung, auf jeden Fall besser, als zu Hause zu sitzen. Hier ist man unter Menschen, kann sich unterhalten und auch mal einen Witz machen."
Anika freut sich schon auf den nächsten Ausflug, denn auch das gehört dazu. "Letztens waren wir bowlen. Wer gewonnen hat? Alle!" Denn die Schnitzel, die es danach im Pommernstübchen Göhren gab, waren besonders lecker, verrät sie lachend.
Seit 1990 gibt es die Werkstätten. In den Gebäuden in Tilzow sind sie seit 1997. Heute werden in den WbfM an drei Standorten in Bergen 220 schwerbehinderte Menschen von Fachkräften für Arbeits- und Berufsförderung mit sonderpädagogischer Zusatzausbildung betreut.
"Unser Ziel ist es, den behinderten Menschen eine berufliche Bildung zukommen zu lassen, damit sie auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt integriert werden können", sagt Werkstattleiter Sören Baumeister. Und es sei schon tatsächlich gelungen, einige Mitarbeiter zu vermitteln – an Reinigungsfirmen, als Küchenhilfen in Restaurants und in eine Wäscherei, wo sie entweder in Praktika oder auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz der Werkstätten beschäftigt sind. Aber das sei leider immer noch eher die Ausnahme. "In unseren Werkstätten bekommen die vorrangig geistig aber auch mehrfach behinderten Menschen eine Chance. Sie stehen als eigenständige Persönlichkeit im Mittelpunkt. Hier erfahren und spüren sie, dass sie gebraucht werden", sagt der Werkstattleiter.
Elke Marschalk, die zusammen mit Thomas Lück eine der Montagegruppen mit knapp 30 Mitarbeitern betreut, kann das nur bestätigen. Sechs Stunden täglich sind ihre Mitarbeiter in der Werkstatt beschäftigt. Nebender Grundsicherung bekommen sie einen Zuverdienst. Viel wichtiger als der, so Sören Baumeister, sei jedoch die Zuwendung.
Das Arbeitsfeld
Neben der Montage gibt es in den Werkstätten eine hervorragend ausgestattete Tischlerei, die Bereiche Landschaftspflege, Metallbau, die Siebdruckerei, eine Schneiderei, den hauswirtschaftlichen Bereich, die Küche und Reinigung.
Bei Aufträgen aus der Wirtschaft werde Qualität zu günstigen Preisen garantiert, heißt es aus den Werkstätten. Während man für Firmen arbeite, hätten diese mehr Zeit für ihr Kerngeschäft.