Archiv 2014 << zurück
18.10.2014, OstseeZeitung
Reisende ehrenamtlich umsorgt
DRK-Bahnhofsdienst ist zur Stelle, wenn Hilfe auf dem Bahnsteig benötigt wird.
Von Christian Rödel

Das Team des DRK-Bahnhofsdienstes sorgt fürs Wohl der Fahrgäste. Im Bild: Gerd Glodschei, Margitta Koch und Gregor Becker (v.l.). Foto: Christian Rödel Stralsund -Schließen oder bleiben? Vor dieser schwierigen Entscheidung standen die Verantwortlichen des Stralsunder DRK-Bahnhofsdienstes kurz nach der Wende. Für Reisende in Notsituationen war das Gebäude des Bahnhofsdienstes zwischen den Bahnsteigen der Gleise 3 und 4 stets die erste Anlaufstelle, wenn es darum ging, schnell Hilfe zu bekommen.
Die Rot-Kreuz-Mitarbeiter waren immer sofort zur Stelle,wenn ältere oder behinderte Menschen mit Rollstühlen an den Bahnsteigen nicht ohne Hilfe aus- oder einsteigen konnten. Bei Unfällen leisteten sie erste Hilfe und versorgten und betreuten verletzte Reisende so lange, bis ärztliches Personal vor Ort war. Manchmal musste auch nur eine junge Mutter ihr Kind windeln oder stillen – dafür gab es bis dato immer einen geschützten und ruhigen Raum in dem Sozialgebäude.
Das alles sollte es damals plötzlich nicht mehr geben? Undenkbar! So wurde der Entschluss gefasst, den Bahnhofsdienst zu erhalten. "Wir sind bis heute dankbar, dass die Entscheidung für den Erhalt des Bahnhofsdienstes so getroffen wurde", sagt Gregor Becker, der als ehrenamtlicher DRK-Helfer mit seinen Kollegen auf dem Stralsunder Bahnhof in Früh- und Spätschichten Dienst tut.
In enger Zusammenarbeit sowohl mit der Bundespolizei als auch dem Bahnhofspersonal sorgen vier Männer und eine Frau vom Kreisverband Rügen-Stralsund des Deutschen Roten Kreuzes für die Sicherheit der Reisenden auf den Bahnsteigen. "Nach der Wende bekam unsere Einrichtung zwar einen neuen Dienstcharakter, aber wichtig war, dass wir hier weitermachen konnten –und zwar ausschließlich mit freiwilligen Mitarbeitern, die unentgeltlich arbeiten", erzählt Margitta Koch (55) vom DRK-Ortsverband Franken. Dann fügt sie noch hinzu, dass die Räumlichkeiten mietfrei genutzt werden können, und auch für Nebenkosten wie Energie braucht der DRK-Ortsverband nicht aufzukommen.
"Mit den fest angestellten Handwerkern des Kreisverbandes haben wir vor kurzem die Räumlichkeiten komplett erneuert. Nun können wir mit einer gut ausgestatteten Küchenzeile sogar ein kleines Essen und warme Getränke zubereiten", berichtet Fred Glodschei (45) und zeigt stolz auf die hellen, freundlichen und gut beheizten Bereiche des Bahnhofsdienstes. "Wir machen das aus Liebe zu den Menschen, und außerdem haben wir Spaß bei der Arbeit, weil wir ein gutes Team sind", begründet Fred Glodschei, der wegen einer chronischen Erkrankung eine Erwerbsunfähigkeitsrente bezieht, sein soziales Engagement.
Der 45-jährige Familienvater will vor allem nicht zu Hause rumsitzen und den ganzen Tag Fernsehen schauen. Er möchte vielmehr seinen Kindern sagen können, dass "Papa ganz normal zur Arbeit geht". Gerade als er das ausspricht, kommt wie zum Beweis übers Sprechfunkgerät ein Hilferuf vom Bahnhofspersonal. Eine ältere Dame benötigt am Zug dringend Hilfe beim Aussteigen. Fred Glodschei und Gregor Becker machen sich sofort auf den Weg, um der Rentnerin zu helfen.
Eine schöne Momentaufnahme vom unentbehrlichen Dienst der freiwilligen Bahnhofshelfer des Roten Kreuzes.