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29.11.2014, OstseeZeitung
OZ-Weihnachtsaktion startet: Leser spenden für DRK-Hilfsfonds und drei weitere wichtige Projekte
Schnuppernasen bringen Freude ins Altenheim
Von Stefanie Büssing

Seit September gibt es den Besuchshundedienst auf der Insel. Mit den Vierbeinern will Projektleiterin Michaele Ballschuh ein wenig Freude in Alten- und Pflegeheime bringen.
Gingst - Die Augen von Rudi Krüger leuchten, als Hundedame Ellie auf seinen Schoß springt und ein Leckerli aus seiner Hand frisst. "Fein", lobt der 79-Jährige und streichelt liebevoll das dunkle Fell. Für die Bewohner des Pflegeheims in Gingst ist der Besuch der Vierbeiner ein Highlight. Seit dem 22. September gibt es den Besuchshundedienst Roten Kreuzes, mit dem Projektleiterin Michaela Ballschuh und ihre 24 Mitstreiter ein wenig Freude in die Alten- und Pflegeheime der Insel bringen wollen.
"Als Rettungsassistentin bin ich mit dem Rettungswagen öfter zu Pflegeheimen gefahren und habe gesehen, wie trist die alten Leute dort sitzen und gedacht, man müsste irgendwas machen, um sie zu motivieren. So bin ich auf die Idee gekommen, den Besuchshundedienst ins Leben zu rufen", sagt die Frau, die selbst ausgebildete Hundetrainerin ist und das Rote Kreuz mit ins Boot holte. "Wir waren gleich begeistert", sagt Gerhard Konermann, Vorstandsvorsitzender des DRK Rügen-Stralsund, das zehn Pflege- und Wohnheime auf der Insel betreibt. "Wir wissen, wie wichtig Abwechslung im Tagesablauf unsere Bewohner ist. Ein Hund stellt oft ein Brücke zum früheren Leben dar. Er ist liebevoll, überwindet Barrieren und schafft eine entspannte Atmosphäre."
Doch auch die Verbeiner müssen erst lernen, wie sie mit den alten und zum Teil kranken Menschen umgehen können. "Wir machen mit den Hunden einen Gehorsamstest, einen Wesenstest und gewöhnen sie an Rollatoren, Krücken und Rollstühle, das kennen sie ja nicht", sagt Ballschuh. Auch die Hundeführer müssen einen Erste-Hilfe-Kurs und einen Lehrgang zum Umgang mit Demenzkranken machen und werden durch ein monatliches Training im Umgang mit dem eigenen Hund trainiert. Letzteres übernimmt Ballschuh ehrenamtlich.
Auch die feinen Hundenasen müssten sich erst an die neuen Gerüche gewöhnen. "Ich war mit Ellie bei einem blinden Patienten, der nur noch im Bett lag. Danach saß der Hund den ganzen Rückweg mit gesenktem Kopf im Auto", sagt Ballschuh. "Später habe ich erfahren, dass der Mann kurz darauf gestorben ist. Das hat sie gerochen", weiß Ballschuh. "Man denkt immer, so ein Besuch ist nichts für den Hund, aber tatsächlich ist es für die Tiere unwahrscheinlich belastend. In der Regel sind sie nach 20 Minuten platt." Trotzdem genieße die dreijährige Dackel-Pinscher-Mischlings-Dame, die Ballschuh aus dem Tierheim geholt hat, die Besuche. "Ellie hat richtig Freude und springt schon von alleine auf den Schoß der Leute", sagt Ballschuh. Damit die auch wissen, wer da kommt, würde Ballschuh gern neue Geschirre für die Hunde anschaffen. "Mit Klettverschluss, wo DRK-Besuchhunde draufsteht." Auch weiteres Schulungsmaterial möchte Michaela Ballschuh anschaffen. Auch sie nehme etwas von den Besuchen mit: "Es ist einfach schön zu sehen, wie Menschen aufblühen."
"Wir sind stolz aber auch besorgt"
Bergen – Der Vorsitzende des Vorstandes des DRK Rügen-Stralsund, Gerhard Konermann, ist Mitbegründer des DRK-Hilfsfonds, der auf der Insel 2007 ins Leben gerufen wurde. Mithilfe des Fonds konnte seitdem mit einer Summe von insgesamt 170 000 Euro fast 2000 Menschen geholfen werden.
OSTSEE-ZEITUNG: Wer profitiert vom DRK-Hilfsfonds?
Gerhard Konermann: Der Hilfsfonds hat auf der Insel schon in vielen Fällen Benachteiligung und Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen wie zum Beispiel im Bereich Nachhilfe, Arbeitsgemeinschaften oder Schülerfahrten abfedern können. 2011 erkannte dann auch der Staat dieses Problem und führte das Bildungs- und Teilhabepaket ein. Wir decken trotzdem weiterhin Hilfen für Kinder- und Jugendliche ab, die durch das Raster des Teilhabepakets
fallen oder wo die Zugangsschwelle zu den Ämtern für die Familien einfach zu hoch ist. Darauf, dass wir bereits so vielen Menschen helfen konnten,
sind wir stolz, aber auch besorgt, denn helfen heißt immerauch, dass eine Familie aus eigener Kraft ihre Not nicht überwinden kann.
OZ: Hat die Zahl der Hilfsbedürftigeninden letzten Jahren zugenommen?
Konermann: Ja. In den letzten Jahren haben wir besonders Familien in Krisensituationen unterstützt. Hier sind die Anträge um über 30 Prozent angestiegen. Auffällig ist die steigende Zahl der Anträge, die von Familien oder alleinerziehenden Eltern eingereicht werden, die zwar berufstätig sind, als Geringverdiener oder Aufstocker aber zusätzliche Ausgaben für ihre Kinder nicht mehr verauslagen können.
OZ: Über was für Summen sprechen wir hier?
Konermann: Im Schnitt werden 110 bis 130 Euro für jeden Einzelfall veranschlagt. Wir benötigen jedes Jahr zwischen 18 000 und 26 000 Euro um rund 170 Familien helfen zu können. Deswegen möchte ich die Rüganer bitten, auch in diesem Jahr wieder für den Hilfsfonds zu spenden. Damit wir den jungen Menschen auch weiterhin schnell und unbürokratisch helfen und ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen können.
So helfen Sie in diesem Jahr mit Ihren Spenden
Die Spenden der OZ-Leser fließen direkt in den Hilfsfonds des DRK Rügen. Mit dem Geld helfen wir Familien in Krisensituationen, unterstützen Kinder und Jugendliche mit Leistungen wie Nachhilfe, Beiträgen für Sportvereine, Bildungsfreizeiten oder Lernmitteln.
Zudem unterstützen wir drei kleinere Teilprojekte:
1.) Das Projekt "Besuchshunde", bei dem Rüganer mit ihren Vierbeinern alte Menschen besuchen;
2.) Die Kinder, Jugend- und Familienhilfe Rügen, die für 200 Kinder neue Spielgeräte anschaffen möchte;
3.) Die Rügener Tafel, die eine Weihnachtsfeier für die Jüngsten ausrichten will.
| Spendenkonto: | Sparkasse Vorpommern |
| Empfänger: | OZ-Weihnachtsaktion |
| Kontonummer: | 8 300 300 18 |
| Bankleitzahl: | 150 50 500 |
| Verwendung: | Helfen bringt Freude |