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29.11.2014, OstseeZeitung
Neuer Kühltransporter wird der Stralsunder Tafel helfen
Start zur OZ-Weihnachtsaktion "Helfen bringt Freude": 1575 Bedürftige sind auf die Arbeit der DRK-Einrichtung in Grünhufe angewiesen.
Von Jörg Mattern
Stralsund - Glücksbringer steht an der Seite des Transporters. Mit dem Ford holt die Stralsunder Tafel Nahrungsmittel bei Spendern ab. Der Name ist nicht zufällig gewählt. Für 1575 Bedürftige, darunter 370 Kinder, in der Hansestadt und den Dörfern rund um Prohn bedeuten diese Lebensmittelspenden die Entlastung schmaler Budgets. Jede Tüte voller Essen vermittelt da ein kleines Glücksgefühl,
Über 30 Märkte in Stralsund, Negast und Martensdorf fährt der Transporter täglich ab, um die Spenden einzusammeln. Im Sommer kommen noch Gartensparten in der Stadt dazu. "Eine Aufgabe, bei der das Fahrzeugan seine Kapazitätsgrenzen stößt", wie Tafel-Chefin Kornelia Uschmann weiß. Der Ford ist das einzige Auto der vom Deutschen Roten Kreuz getragenen Einrichtung, das in der Lage ist, die Ware unterwegs zu kühlen. "Wir bekommen zwar Unterstützung von den Discountern, aber nur unter der Bedingung, dass wir es schaffen, die Kühlkette bis zum Verbraucher zu gewährleisten", sagt Kornelia Uschmann. Deshalb können die Helfer der Tafel nicht auf normale Transporter ausweichen. Die Lösung: "Wir brauchen ein zweites Kühlfahrzeug", wünscht sich Kornelia Uschmann.
Das ist nicht so einfach. Gut 35 000 Euro kostet so ein Spezial-Fahrzeug. Ein Hilferuf, den die OZ-Lokalredaktion gerne aufgreift. Deshalb bitten wir heute zum 23. Mal im Rahmen der OZ-Weihnachtsaktion unsere Leser um Spenden – diesmal für die wichtige Arbeit der Tafel.

Stralsund - Mit Schwung wuchten Stephanie Lorenz und Marianne Nies die schwere Kiste voller Äpfel auf den Tisch. Hinter ihnen im Regal finden sich weitere Kisten voll mit Tomaten, Paprika, Chicorée.
"Das Gemüse ist handverlesen und -geputzt", sagt Marianne Nies. Dafür steht die 27-Jährige schon mal einen Vormittag lang im Sortierraum und trennt brauchbare Früchte von denen, die nicht mehr essbar aussehen. "Dabei darf man nicht zimperlich sein, was Konsistenz oder Geruch betrifft", erklärt ihre 31-jährige Mitstreiterin mit Blick auf den Abfall. Beide Helferinnen haben sich beeilt. Um 13.30 Uhr öffnet die Stralsunder Tafel ihre Pforten. Die ersten Kunden stehen seit einer halben Stunde vor der Tür der DRK-Einrichtung in der Grünhufer Parkstraße.
Beide Frauen wissen aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt – auf Essensspenden angewiesen zu sein. Stephanie Lorenz erzählt: "Nachdem 2006 unser erstes Kind kam, fand ich keine Arbeit mehr in meinem Beruf." Kauffrau im Einzelhandel hat sie gelernt und im Discounter gearbeitet. "Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, aber mit einem Kleinkind ist man für die Chefs im Handel automatisch nicht flexibel genug", hat sie erfahren müssen.
Irgendwann wurde es für die junge Familie knapp in der Haushaltskasse. "Ich habe sehr lange überlegt, ob ich wegen Unterstützung beiden Lebensmitteln zur Tafel gehen soll", erzählt Stephanie Lorenz. Sie kennt die orurteile, mit denen Leute bedacht werden, die in die Parkstraße 9 kommen.
So mancher ist da schon als "Tafelassi" beschimpft worden. Wie etwa jene 41-jährige Berlinerin, die für die Gesundheit ihrer Kinder mit der Familie aus der Hauptstadt an den Sund gezogen ist. Seither kämpft sie mit der Intoleranz mancher Nachbarn. "Dabei haben wir erst alle unsere Möglichkeiten ausgereizt, bevor ich mich überhaupt zur Tafel getraut habe", sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung sehen möchte. Doch sie ist dankbar für die Hilfe, die sie hier bekommt. "Einmal die Woche Lebensmittel holen, das hilft wirtschaften", sagt sie.
Kornelia Uschmann kennt solche Schicksale. Sie leitet die DRK-Einrichtung und ist damit die Chefin von 28 ehrenamtlichen Mitarbeitern und solchen, die als Ein-Euro-Jobber oder über den Bundesfreiwilligendienst dafür sorgen, dass täglich gut 150 Menschen mit Essensspenden versorgt werden. "60 Prozent der Tafelnutzer beziehen Arbeitslosengeld II, sieben Prozent sind Rentner, etwa zehn Prozent sind Asylbewerber", gibt die Tafel-Chefin einen Einblick in die Zusammensetzung ihrer Kundschaft. Die Spenden sammeln die Helfer der Tafel in 30 Supermärkten und Bäckereien der Hansstadt und des Umlandes ein. "In so einem großen Einzugsgebiet ist es wichtig, dass wir die Lebensmittel schnell und vor allem gekühlt einsammeln können", sagt Kornelia Uschmann. Sie betont: "Wir brauchen unbedingt einen zweiten Kühltransporter."
Dafür wirbt auch Gerhard Konermann. Der Vorsitzende des DRK-Kreisvorstandes sagt: "Wir spüren als Kreisverband, dass seit zwei Jahren Menschen vor der Tür der Tafel stehen, denen das Thema Bedürftigkeit zuvor fremd war. Und wir geraten allmählich an die Grenze unserer Leistbarkeit bei der Versorgung von Menschen mit Lebensmitteln – personell und auch was die Finanzierung betrifft."
| Spendenkonto: | Sparkasse Vorpommern |
| Empfänger: | OZ-Weihnachtsaktion |
| Kontonummer: | 77 5 77 |
| Bankleitzahl: | 150 50 500 |
| Verwendung: | Helfen bringt Freude |