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30.09.2014, OstseeZeitung
Prima-Klima im Garzer Ufo
Die futuristische und umweltfreundliche Kindertagesstätte ist der größte Lehm-Neubau Deutschlands.
Von Dieter Lindemann

Die neue Kita "Wildblume" in Garz ähnelt einer fliegenden Untertasse. Diese Form ist laut Architekt für die Funktion die zweckmäßigste. Foto: Dieter Lindemann Garz. Diese "Wildblume" sieht eher aus wie ein Ufo: Am Wochenende wurde das futuristische Gebäude der DRK-Kindertagesstätte in Rügens ältester Stadt feierlich eröffnet. Wie eine fliegende Untertasse wirkt die neue Prima-Klima- Einrichtung neben der Schule am Burgwall. Die kann nicht nur äußerlich mit innovativer Architektur punkten, sondern auch mit ihren "inneren Werten". Davon überzeugten sich unter anderem der Wirtschaftsminister des Landes, Harry Glawe, der Landesvorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes, Werner Kuhn, und die Garzer Bürgermeisterin, Gitta Gohla.
"Das hier praktizierte, zukunftsorientierte Bauen setzt auf Jahrhundertealte Baustoffe", sagte Gerhard Konermann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Rügen-Stralsund, der die Einrichtung betreibt und Bauherr ist. Architekt Professor Martin Wollensak erklärte, dass diese "moderne Arche" vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen errichtet wurde und mit ihren 1000 Quadratmetern Fläche der größte Lehm-Neubau in Deutschland ist. Die Wände bestehen aus einer Trägerkonstruktion aus Holz und aus 65 Zentimeter dicken Lehmziegeln, die anschließend mit Lehm verputzt wurden. Diese Naturmaterialien sorgen ebenso für ein gutes Raumklima wie die kontrollierte Be- und Entlüftung im Innenhof des Gebäudes. Auf dem Dach befinden sich eine Photovoltaikanlage und Solarpaneele für die Warmwasserversorgung. Zur Beheizung dient eine Luft-Wärmepumpe, die mit einem Erdspeicher gekoppelt ist.
Als die Mädchen und Jungen zum ersten Mal ihre neue Einrichtung in Besitz nehmen durften, war die Aufregung groß, schildert die Kita-Leiterin Dagmar Büchsenschuß. Das, gesteht sie, sei ihr und ihren Kollegen aber nicht viel anders gegangen. " Es ist alles so schön und praktisch hier",schwärmt sie.
Der große, lichtdurchflutete Innenhof wurde liebevoll mit Grünpflanzen, Sport- und Spielgeräten ausgestattet. "Er ist gleichzeitig unser Bewegungsraum." Um den Innenhof herum sind insgesamt zwölf Räume angeordnet, einschließlich des Lagers, des Waschmaschinen- und des Wirtschaftsraums und eines Erzieherzimmers. Von diesem Innenhof gehen aber auch die Türen zum Krippenraum und zu den drei Gruppenräumen ab. Die Türen und Zimmer sind farblich alle unterschiedlich gestaltet, zum Beispiel in Orange, Grün, Blau und Gelb. In der ersten Etage, auf der Empore, befinden sich die Schlafräume mit den dazugehörenden Spiel- und Sanitärräumen, getrennt für die Kindergruppen und in den gleichen Farbtönen gehalten wie die Räume im Erdgeschoss. Kleine Bettchen stehen hier, von den Decken hängen Wölkchen, die leuchten.
Für Tageslicht sorgt pro Zimmer ein großes Bullauge. Die gesamte Szenerie gleicht einer Unterkunft der sieben Zwerge. So gemütlich es wirke, so praktisch sei auch alles, betonte Dagmar Büchsenschuß, die die sehr guten Arbeitsbedingungen für die fünf Erzieherinnen und die drei technischen Mitarbeiter lobt.
2,2 Millionen Euro wurden in den umweltfreundlichen Neubau investiert. Rund 1,2 Millionen kamen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Auch der Bund hat sich in Abstimmung mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Kreis Vorpommern-Rügen sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt an der Finanzierung beteiligt. Selbst die Stadt Garz steuerte einen Teil bei, dankte Gerhard Konermann den Beteiligten, die dieses Projekt Realität werden ließen. Getüftelt wurde daran über Jahre. Schon vor neun Jahren hatten die ersten Planungen begonnen, bevor 2012 der Grundstein gelegt werden konnte.
Die ehemalige Kita in der Heidestraße bleibt als Hort mit einer Kapazität für bis zu 46 Schülern erhalten. Nach der Renovierung wird er ab 12 Uhr öffnen.
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2,2 Millionen Euro wurden in den innovativen Bau neben der Garzer Schule investiert. Der gilt mit seinen 1000 Quadratmetern als größter Lehm-Neubau Deutschlands.
66 Mädchen und Jungen werden in der "Wildblume" betreut. Die Einrichtung ist damit ausgelastet. Am 11. Oktober findet hier um 10 Uhr eine Elternversammlung statt. Von 13 bis 14 Uhr sind alle Interessenten zum Tag der offenen Tür eingeladen.