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Kreisverband
Rügen-Stralsund e. V.

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25.08.2015, OstseeZeitung
DRK Sanitätshelfer bei Störti im schwierigen Einsatz!

Im Fall einer älteren Dame konnte das DRK-Notfall-Team bei den Ralswieker Festspielen nicht mehr helfen. Ein paar Tage zuvor gab es für die Rettung eines Patienten Applaus von 8000 Zuschauern.

Von Christian Rödel

Foto: Christian Rödel

Das DRK-Team bei Störtebeker: Christopher Scarlett, Birgit Polzin, Stefanie Koos und Mike Hupka (v. l.). Foto: Christian Rödel

Ralswiek –Es ist einer dieser schönen lauen Sommerabende, an denen die ehrenamtlichen Helfer des DRK-Kreisverbandes Rügen-Stralsund die notfallmedizinische Absicherung der Störtebeker-Festspiele wie gewohnt übernehmen.

Etwa 40 DRK-Helfer sind nach dem Rotationsprinzip während der gesamten Spielsaison bei den Störtebeker-Aufführungen Abend für Abend, außer sonntags, für die erste Hilfe bei Notfällen zuständig. "In der Regel verlaufen unsere Dienste relativ ruhig, aber manchmal gehen auch mehrere Notrufe hintereinander von den Ordnungskräften ein", erzählt die 25-jährige Bergenerin Andrea Polzin, die zu der großen Schar der ehrenamtlichen Helfer gehört, die sich hier nach Feierabend engagieren. Doch dieser milde Augustabend sollte wenig später zu den Ausnahmezustandstagen werden. "Ein zehnjähriger Junge hat einen Erdnuss-Allergieschock mit Atemnot", lautet die Nachricht eines Sicherheitsmannes über das Funkgerät von Andrea Polzin. Sofort stürmen zwei Mitarbeiter des sechsköpfigen DRK-Teams in Richtung der hinteren Zuschauerreihen. Es ist kurz vor 20 Uhr, die Vorstellung soll eigentlich gleich beginnen.

Während die zwei Helfer auf dem Weg zu dem Jungen sind, ruft eine Teamkollegin schon den Notarzt an. Keine zehn Minuten später ist eine Notärztin vor Ort, die gerade in Sassnitz war. Sie verabreicht dem Jungen in einem für solche Fälle extra eingerichteten Behandlungsraum eine Spritze, damit die Atemwege nicht weiter anschwellen. Die Vorstellung hat inzwischen begonnen, und kaum einer der Zuschauer hat etwas von diesen Zwischenfall mitbekommen. Noch während der Behandlung des Knirpses muss Andrea Polzin über ihr Walky-Talky-Handfunkgerät den nächsten Notruf entgegennehmen: "Eine ältere Dame hat einen Kreislaufzusammenbruch erlitten." Wieder laufen die Nothelfer los und bringen die Frau in den Behandlungsraum, wo sich die Notärztin nun parallel um beide Patienten kümmern muss. Nach einer knappen halben Stunde können beide Patienten wieder auf eigenen Beinen stehen.

So glimpflich läuft der Einsatz leider nicht immer ab. An einem der sehr heißen Tage Mitte Juli kam für eine ältere Dame jede Hilfe zu spät: Die Frau verstarb an einem Herzstillstand, trotz der sofort eingeleiteten Reanimationsversuche. "So etwas hat es in den 23 Jahren der Festspiele noch nie gegeben", sagt Intendant Peter Hick.

Innerhalb von nur fünf Tagen mussten die DRK-Helfer in dieser schwülen Hitzeperiode gleich zwei Mal zu solchen schweren Notfällen ausrücken. Kurz nach der Spielpause erlitt bei einer weiteren Vorstellung eine Zuschauerin einen Herzstillstand. Peter Hick ließ die Vorstellung sofort abbrechen und wartete, bis die Hilfskräfte ihre Arbeit verrichtet hatten. Durch die sofort eingeleitete Herz-Lungen-Wiederbelebung und den Einsatz eines Defibrillators konnte diese Frau glücklicherweise wieder ins Leben zurück geholt werden. "Als wir die Patientin wenig später dem eintreffenden Notarzt übergeben konnten, gab es für uns einen spontanen Applaus, was schon ein bisschen Balsam für die Seele war", gibt Andrea Polzin unumwunden zu.

Den dramatischen Abend mit Todesfolge wird sie allerdings nicht so schnell vergessen. "Das hat uns alle im Team natürlich seelisch stark belastet, und wir haben nach der Vorstellung noch zusammen gesessen, um diesen Schock gemeinsam zu verarbeiten", beschreibt Andrea Polzin ihre Gefühle und die ihrer Kollegen.

Für sie ist es ganz wichtig, dass im Team ein gutes Arbeitsklima herrscht und sie sich mit einigen ehrenamtlichen Kollegen sogar nach Feierabend trifft, so dass es in Grenzsituationen immer auch ein solidarisches Zusammengehörigkeitsgefühl gibt. Ohne diese Kollegialität und natürlich die Freude an der Arbeit mit Menschen würde dieser Job schnell zur totalen psychischen Erschöpfung führen. "Wir bekommen nach solchen Einsätzen mit Todesfolge immer das Angebot vom DRK-Kreisverband, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen", erzählt Andrea Polzin. "Ich habe eine soziale Ader, die vielleicht auch dadurch bedingt ist, dass es in meiner Familie pflegebedürftige Angehörige gibt", begründet sie ihr Engagement. Mit einem Defibrillator auf dem Rücken und einem Sprechfunkgerät in der Hand dreht Andrea Polzin an diesem milden Augustabend weiter ihre Runden, um bei eventuellen Notfällen schnellstmöglich helfen zu können.

Etwas Kritisches müssen sie und ihre Kollegen dann aber doch noch loswerden: "Bei manchen Einsätzen behindern uns allerdings auch Schaulustige, die ihren Gaffer-Trieb offenbar nicht unter Kontrolle haben."

Für Intendant Peter Hick sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter des DRK-Kreisverbandes seit 23 Jahren ein zuverlässiger Partner, und er meint voller Wertschätzung: "Ich mach' einen ganz großen Knicks vor diesen Leuten, denn sie leisten in ihrer Freizeit eine hervorragende unentgeltliche Arbeit."


DRK-Helfer

400 ehrenamtliche Helfer arbeiten insgesamt in unterschiedlichen Bereichen (unter anderem bei der Tafel, Rettungswacht, usw.) des DRK Kreisverbandes Rügen-Stralsund mit.

14 einzelne Ortsvereine gibt es unter dem Dach des DRK-Kreisverbandes. Mit insgesamt 900 fest Angestellten unter anderem in Kitas, Behinderteneinrichtungen, Obdachlosenunterkünften, Rügener Werkstätten für Menschen mit Handicaps, Sozialstationen zählt der Kreisverband zu den größten Arbeitgebern auf Rügen.

60 ehrenamtliche Helfer gehören zur DRK-Wasserwacht, die in der Sommersaison zum Beispiel den Rettungsturm in Glowe besetzt.

3800 Fördermitglieder sind es mindestens, die die Arbeit des Kreisverbandes auf die unterschiedlichste Art und Weise unterstützen.

40 DRK-Helfer sind nach dem Rotationsprinzip während der gesamten Spielsaison bei den Störtebeker-Aufführungen in Ralswiek allabendlich von Montags bis Sonnabend für die Erste Hilfe bei Notfällen zuständig.