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Kreisverband
Rügen-Stralsund e. V.

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18.02.2016, OstseeZeitung
Obdachlosenunterkunft am Rande der Kapazität

Kommunalpolitiker der Hansestadt informierten sich über die Betreuung wohnungsloser Menschen

Von Jörg Mattern

Stralsund. 35 obdachlose Menschen haben in der Mühlgrabenstraße 10 in Grünhufe ein Dach über dem Kopf gefunden. Der jüngste ist 20, der älteste 75 Jahre alt.Das erfuhren Mitglieder des Familienausschusses der Bürgerschaft am Dienstag bei einem Besuch in der vom Deutschen Roten Kreuz betriebenen Obdachlosenunterkunft (Oluk) der Hansestadt.

Wie Andreas Hoth, Leiter der Einrichtung, informierte, leben derzeit auch sechs Frauen in der Unterkunft. Die Oluk liegt kurz vor der Kapazitätsgrenze. Erst zu Jahresbeginn wurde die Anzahl der Plätze im Haus von 36 auf 38 erhöht.

"Wir versuchen hier bestimmte Standards einzuhalten", berichtete Hoth den Bürgerschaftsmitgliedern. Das heißt: Die sechs Mitarbeiter der Einrichtung achten darauf, dass im Haus kein Schnaps getrunken wird und in punkto Hygiene allgemeine Regeln befolgt werden.

"Das funktioniert gut. Die Polizei musste bislang nur in Ausnahmefällen gerufen werden, etwa wenn Drogen im Spiel waren", berichtete der Leiter. Er legt Wert darauf, dass dennoch Raum für Individualität bleibt. Notwendige "Stubendurchgänge" werden an der Wandzeitung angekündigt, neuestes Projekt ist ein Garten, der am Haus angelegt wird. Er soll Bewohnern die Möglichkeit geben, sich im Grünen zu betätigen. Alles zusammen führt zu einem familiären Verhältnis der Bewohner untereinander. Es wird auf Ordnung geachtet und sich geholfen. Manche wohnen bereits bis zu sieben Jahren im Haus.

Das ist für den Betreiber jedoch nicht ganz unproblematisch, denn gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Hansestadt arbeitet die Oluk daran, Wohnungslosen wieder ein Leben im eigenen Heim zu ermöglichen. Bei schweren Alkoholikern ist das schwieriger als bei Mietschuldnern. "Doch wir sind dazu mit Pflegeheimen, Jobcenter und der Stralsunder Wohnungsgesellschaft im Kontakt", so Hoth. Für Heino Tanschus, Ordnungsamtsleiter der Hansestadt, ist das mit Blick auf die Zukunft wichtig. Aus seiner Sicht brauche die Hansestadt die Kapazität der Oluk dafür, künftig Fälle von Wohnungslosigkeit, etwa durch wachsende Altersarmut, auffangen zu können.