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26.05.2016, Ostsee-Anzeiger
Medical Task Forces: Großübung Zugunglück mit 100 Verletzten
1.000 Einsatzkräfte helfen an den drei Standorten Schwerin, Neustrelitz und Mukran
Text: Ostsee Anzeiger / Andreas Pfaffe

Die "Verletzten" werden von den Sanitätshelfern versorgt. Foto: DRK / Päschke
Sassnitz-Mukran (apf). Wer erinnert sich noch an die Massenkarambolage 2011 nach dem Sandsturm auf der A19 oder an das jüngste Eisenbahnunglück in Bad Aibling im Februar? Unzählige Menschen waren davon betroffen. Schnelle Hilfe wurde benötigt - so wie die Medical Task Forces (MTF).
Zum ersten Mal zeigten die drei Medical Task Forces des Roten Kreuzes in Mecklenburg-Vorpommern die neuen Möglichkeiten bei der Bewältigung von Großschadenslage.
Simuliert wurde dabei am vergangenen Samstag ein Bahnunfall (Partner war die Deutsche Bahn, die an 3 Standorten Personenwagons als Schadenskulisse zur Verfügung gestellt haben) mit rund 100 Verletzten und Betroffenen. Das Szenario: Ein Zug ist durch einen technischen defekt nach dem Bremsen nicht zum Stehen gekommen und auf einen Prellbock aufgefahren.
Die Medical Task Forces übten die Verletztenversorgung und das Patientenmanagement mit Notfalldarstellern, sowie den Abtransport der Verletzten zum Behandlungsplatz. Insgesamt waren über 1.000 Einsatzkräften an den drei Übungsorten im Einsatz.
Gleichzeitig an drei Standorten (Schwerin, Neustrelitz und Mukran auf der Insel Rügen) stellten die drei MTF-Einheiten ihre bisher erlernten Fähigkeiten unter Beweis.
Innenminister Lorenz Caffier machte sich in seiner Heimatstadt Neustrelitz selbst ein Bild: "Man wird Katastrophen oder große Schadensereignisse welcher Art auch immer nie völlig verhindern können, aber man kann deren Folgen abmildern. Je besser wir vorbereitet sind, desto schneller und umfassender sind medizinische Hilfe und Schutz für unsere Bevölkerung.
Mit den drei Einheiten der Medical Task Force gibt es erstmalig in unserem Land einen medizinischen Großverband, der bei einem Massenanfall von Verletzten zum Einsatz kommt. Durch die modern ausgestatteten Spezialfahrzeuge wie den Gerätewagen "Sanität" reichen die medizinischen Möglichkeiten beim Einsatz in Teilen durchaus an das Niveau einer Intensivstation heran."
Im Auftrag des Landes baut das Deutsche Rote Kreuz in M-V drei Medical Task Forces auf, deren ehrenamtliche Helfer auf solche Einsätze gründlich vorbereitet werden. Gemeinsam mit den Sanitäts- und Betreuungszügen der Landkreise und kreisfreien Städte bilden sie einen neuen, wesentlichen Baustein im Bevölkerungsschutz unseres Bundeslandes.
Besetzt mit Notärzten, Rettungssanitätern und anderen Spezialisten gewährleisten sie die medizinische Versorgung von Verletzten und Betroffenen direkt am Schadensort. Sie helfen ehrenamtlich und freiwillig.
In den vergangenen drei Jahren konnten rund 250 neue Helfer für die ehrenamtliche Mitarbeit in den Medical Task Forces gewonnen werden. Neben neu gewonnenen Helfern, die sich neben ihrem Beruf zum Rettungssanitäter oder Kraftfahrer ausbilden lassen, engagieren sich viele Krankenschwestern und Krankenpfleger sowie Ärzte aus den Krankenhäusern in der MTF. Als Abteilungsführer konnten Chefärzte aus den drei DRK-KH gewonnen werden. Übrigens: Die nebenberufliche Qualifizierung zum Rettungssanitäter dauert ein Jahr. Ein erster berufsbegleitender Lehrgang hat 2015 begonnen und im Herbst 2016 startet ein neuer Kurs. Weitere Ehrenamtler werden dringend gebraucht. Informationen dazu erfahren Sie beim DRK.
Auch wenn die Medical Task Forces aufgrund noch fehlender Technik und Fahrzeuge noch nicht voll einsatzfähig ist, sind Teileinheiten bereits heute im Schadensfall einsatzfähig.
Vor dem Hintergrund der Anschläge in Paris und Brüssel ist es dem DRK als Nationale Hilfsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland wichtig, vorbereitet zu sein auf mögliche Schadensfälle in MV und der Bundesrepublik.
In den letzten zwei Jahren haben die Helfer der MTF sich mit der Technik vertraut gemacht, den Aufbau und das Einrichten der Behandlungszelte sowie den Umgang mit der Medizintechnik geübt.
Text: Ostsee Anzeiger / Andreas Pfaffe