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Kreisverband
Rügen-Stralsund e. V.

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20.03.2017, OstseeZeitung
Horror-Szenario in Vaschvitz: Explosion mit über 200 Toten

Krisenstab des DRK-Kreisverbandes Rügen-Stralsund probte den Ernstfall

Von Christian Rödel

Bild: DRK

Bild: Krisenstab in Vaschvitz: 15 ehrenamtliche Helfer des DRK-Kreisverbandes Rügen-Stralsund simulierten einen Katastrophenfall, der durch eine schwere Explosion bei einer Großveranstaltung hervorgerufen wurde. Die gesamte Übung wurde sehr realitätsnah und professionell abgearbeitet. © DRK

Vaschvitz. Die knappe Nachricht schlägt ein wie eine Bombe: "Schwere Explosion bei einer Rügener Großveranstaltung mit über 200 Toten – alle verfügbaren Rettungskräfte mobilisieren".

Dieser Notruf geht am vergangenen frühen Samstagnachmittag im Konferenzsaal einer noblen Hotel-Anlage im beschaulichen Vaschvitz ein, wo der Krisenstab des DRK-Kreisverbandes Rügen-Stralsund ein Katastrophen-Szenario realitätsnah durchspielt. Der angeommen Super-Gau ereignet sich an einem schönen warmen Sommerabend bei einer gerade begonnenen Großveranstaltung mit etwa 9200 Besuchern und brach wie aus heiterem Himmel über das Publikum herein.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass in Zeiten einer erhöhten Terrorgefahr auch das eigentlich Undenkbare gedacht oder besser bedacht werden muss. Eigentlich möchtesich keiner wirklich vorstellen, wie ein sogenannter Worst-Case (frei übersetzt: als ungünstigst anzunehmender Ernstfall) aussehen würde - die professionellen Retter im Lande müssen es jedoch tun. Bei der simulierten schweren Explosion, deren Ursachen noch unbekannt und in diesem Moment auch erst einmal zweitrangig sind, wurden über 350 Menschen schwer verletzt. Eine Alarmierungskette nach einem festgelegten Algorithmus wird sofort in Gang gesetzt, bei dem sowohl die lokalen, aber auch schon die regionalen Rettungskräfte informiert werden. "Wenn der K-Fall, sprich-Katastrophen-Alarm ausgerufen wird, sind wir gesetzlich befugt, auch andere Hilfskräfte wie zum Beispiel die Bundeswehr zu alarmrieren oder anzufordern", sagt Dirk Mai, der Chef des DRK-Rettungsstabes, in dem am vergangenen Wochenende 15 ehrenamtliche Mitarbeiter per Computer, Funksprechgeräten und Mobiltelefonen ihre speziell zugewiesenen Aufgaben abarbeiten.

Es gibt mehrere Sachgebiete und ein sogenanntes Kommunales Auskunftsbüro, kurz KAB, das unter anderem Anrufe von Angehörigen der Opfer entgegen nimmt. Eine KAB-Mitarbeiterin ist beispielsweise für die Medieninformationen zuständig und muss Journalisten über eine vom Stabschef anberaumte Pressekonferenz in Kenntnis setzen. Der LNA, also der leitende Notarzt, ist auch in Windeseile am Unglücksort und fordert mindestens fünf weitere Mediziner an. In diesem Fall ist der in Vaschvitz anwesende LNA ein echter Arzt: Der Rügener Chirurg Werner Giesel gehört seit Jahrzehnten zum großen Team der ehrenamtlichen Helfer im DRK-Kreisverband, wo er unter anderem nach medizinischen Fortbildungskursen auch Prüfungen für die Teilnehmer abnimmt.

Werner Ziegenhagen vom Präsidium des DRK-Kreisverbandes Rügen-Stralsund ist so etwas wie die graue Eminenz, die letzendlich eine staatstragende Funktion hat, weil er als Präsidiumsmitglied die politische Verantwortung hat. Eine schwere Bürde, die der 72-jährige Rüganer auch im Ernstfall schultern würde. Mit 44 Jahren an Praxiserfahrungen in der Zivilverteidigung zu DDR-Zeiten und nach 1989 in leitender Position im Katastrophenschutz ist er sprichwörtlich ein alter Hase, der auchin Extremsituationen ein klaren Kopf bewahrt.